Wien - Die im Dezember 2008 zum zweiten Mal einberufene Evaluierungskommission rund um den Fall Natascha Kampusch hat am Freitag zum ersten Mal getagt. Laut Mitglied Susanne Reindl-Krauskopf vom Institut für Strafrecht handelte es sich um ein kurzes, eher organisatorisches als inhaltliches Treffen. Ziel der Analysen seien Vorschläge für eine Verbesserung der organisatorischen Abläufe bei Ermittlungen. Ludwig Adamovich, Kommissions-Leiter und ehemaliger Verfassungsgerichtshofs-Präsident, fiel beim ersten Gespräch krankheitsbedingt aus.

Beobachtet werden von der Kommission unter anderem die seit November 2008 im Bundeskriminalamt (BK) laufenden Erhebungen rund um den Entführungsfall Kampusch. Dabei geht es um Verdächtigungen im Bereich Kinderpornografie, auf die Ermittler nebenbei gestoßen seien. Natascha Kampusch oder ihr Peiniger Wolfgang Priklopil seien davon nicht betroffen. Laut dem BK gibt es diesbezüglich noch keine Ergebnisse.

Im Vorfeld hatte die Kommission auch "begleitende Kontrolle" bei etwaigen E-Mail-Veröffentlichungen über den Fall angekündigt. Von diesen Nachrichten über Ermittlungs-Fehler und -Behinderungen hatte der Abgeordneten Peter Pilz (Grüne) laut Adamovich im Dezember gesprochen. "Wenn es neue Vorwürfe gibt, werden wir uns die natürlich ansehen", erklärte Reindl-Krauskopf. "Wobei man schon sagen muss, die Ausrichtung liegt in der Evaluierung organisatorischer Prozesse."

Die nächste Gesprächsrunde der Evaluierungskommission ist im März geplant. "Es wird auch wieder Berichte geben", so Reindl-Krauskopf. Wann sei noch offen, möglicherweise im April. Neben der Rechtsexpertin und Adamovich gehören auch der Ex-Präsident des Obersten Gerichtshofes, Johann Rzeszut, der Leiter der Rechtssektion im Innenministerium, Mathias Vogl, sowie Kriminalpsychologe Thomas Müller und Polizeijurist Rudolf Keplinger der Untersuchungsgruppe an. (APA)