Ein einer E-Card von DMAX heißt es "Jetzt können auch Männer frei empfangen."

Foto: dmax

"Fernsehen für die tollsten Menschen der Welt: Männer." Sein Slogan fasst das eindimensionale Weltbild des TV-Senders Dmax zusammen: Mit Stuntmen- und Waffendokus werden die weniger tollen Menschen abgewehrt, die am Herd stehend Kinder hüten.

Die Dokus des Briten Ross Kemp erscheinen in dem Umfeld noch tiefgründig. Der Soap-Darsteller und Journalist, der sich auf das Fach des harten Mannes festgelegt hat, besucht samstags auf dem Klischeesender die "Gefährlichsten Gangs der Welt". Die erste Folge führte ihn nach El Salvador, um die Gesichter hinter der bewaffneten panamerikanischen Bandenplage der "Mara Salvatrucha", auch bekannt als MS-13, zu zeigen.

Konzeptionell bemüht sich Kemp um Ausgewogenheit: Der kleine Gangster Chucho illustriert das trostlose Gangleben, wenn er Frau und Kind im Gefängnis besucht, tote Familienmitglieder aufzählt oder erklärt, dass der Krieg nur mit dem Tod endet. Eine junge Frau aus einem Hilfsprojekt erzählt lachend von ihren Morden, ein Geschäftsmann erklärt die politische Tragweite der Banden.

Kemp verdirbt diese Herangehensweise aber mit Kommentaren, die nach den Superlativen von brutal, gefährlich, tödlich ringen und dann doch von "ängstlichen Kindern in Waffen" sprechen. Der Bandenbeobachter jubelt dem Testosteronsender Ernsthaftigkeit unter, missbraucht Realität aber für martialisches Angeberfernsehen. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2009)