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Ein alter Opel Kapitän aus dem Jahr 1956: Damals war die Welt für den Autobauer noch in Ordnung. Jetzt kämpft der Konzern ums nackte Überleben.

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Berlin/Stockholm/Toronto - Europäische Opel-Händler wollen sich mit mehreren hundert Millionen Euro an dem massiv in Bedrängnis geratenen Autobauer beteiligen. Jaap Timmer, Vorsitzender in der Händlervereinigung Euroda, kündigte in einem ZDF-Interview Gespräche mit dem Zentralbetriebsrat an. Ei-ne finanzielle Beteiligung in dieser Größenordnung sei schwierig. Die 4000 in der Euroda organisierten Händler könnten es aber schaffen.

Allerdings müssten noch weitere Ko-Finanziers, etwa europäische Regierungen, den Konzern unterstützen, forderte Timmer. Zudem müssten General Motors und auch Opel konkrete Pläne für den Erhalt des Autobauers nennen. Er glaube nicht, dass Opel dafür zwangsweise neue Partner benötige. Die Rettung könne auch mit General Motors gelingen. Opel brauche die Beteiligung der Amerikaner - aus historischen Gründen, aber auch für die Entwicklung neuer Modelle.

Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will sich persönlich für Opel einsetzen. Er werde seinen US-Besuch nutzen, um mit Vertretern zu sprechen, sagte er. Mit US-Finanzminister Timothy Geithner habe er eine Arbeitsgruppe zwischen den USA und Deutschland installiert.

Daimler zeigt kein Interesse, den ums Überleben kämpfenden Rivalen Opel zu kaufen. Er sehe den Platz von Daimler im Premiumsegment, sagte Konzernchef Dieter Zetsche der Stuttgarter Zeitung.

Finanzspritzen aus Kanada

General Motors und Chrysler haben weitere Finanzspritzen aus Kanada eingefordert. Beide Konzerne hätten Hilfen von zusammen mehr als sechs Mrd. Euro beantragt, hieß es aus der Regierung. Das ist deutlich mehr, als ihnen in Aussicht gestellt wurde. GM und Chrysler versprechen im Gegenzug, keine weiteren Werke in Kanada zu schließen. Industrieminister Tony Clement rechnet dennoch mit einem weiteren Abbau von Stellen. Zudem will GM die Gehälter kürzen.

Noch übler sieht es bei Saab aus. Nach dem Insolvenzantrag des Autobauers erwarten viele Schweden das endgültiges Aus des Konzerns. GM will die Fortsetzung der Produktion der Tochter nur mitfinanzieren, wenn der Staat einen Beitrag leistet. Schwedens Regierung lehnt jedoch jede Soforthilfe ab.

Auf Staatshilfen pocht auch die angeschlagene deutsche Schaeffler-Gruppe. Diese würden mit Zinsen auf Heller und Pfennig zurückgezahlt, sagte Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler der Bild am Sonntag. Es gehe nicht um ein Geschenk. Ohne zeitlich begrenzte finanzielle Überbrückung durch den Staat werde es aber für die Zukunft von Continental und Schaeffler schwierig, es gehe um tausende Arbeitsplätze in Deutschland. Die Franken brauchen Kreisen zufolge vier bis fünf Milliarden Euro.

Kein Geld für Milliardäre

Der deutsche Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) lehnte dieses Anliegen ab. Man könne nicht im Nerzmantel nach Staatshilfe rufen, meinte er. "Wir sind nicht dafür da, für Fehlentscheidungen von Milliardären geradezustehen."

Auf die helfende Hand des Staates, unter anderem des deutschen, setzt einmal mehr Flugzeugbauer Airbus. Frankreich will durch Finanzspritzen von bis zu fünf Milliarden Euro an Banken verhindern, dass Fluggesellschaften Aufträge bei Airbus stornieren. Er erwarte, dass andere Regierungen ähnliche Pakete schnüren, sagte der Airbus-Nahost-Chef Habib Sekih. Er glaube, Deutschland folge Frankreich. Bei Großbritannien sei er sich aber nicht sicher. (APA, Reuters, red, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2009)