Wien - Beim Gas- und Stromverbrauch macht sich die lahmende Konjunktur noch nicht bemerkbar, im Gegenteil: In den letzten Monaten gab es, auch unabhängig von der kalten Witterung, sogar Zuwächse, berichtete am Freitag die EnergieAllianz, die Vertriebsgesellschaft der Landesversorger von Wien, NÖ und Burgenland, die rund 3,28 Millionen Kunden beliefert. Die Gaspreise, die für Haushalte im November um ein Fünftel stiegen und im Februar um rund ein Zehntel wieder sanken, könnten im Herbst weiter zurückgehen, sofern der Ölpreis weiter niedrig bleibt. Bei Strom dauert es wegen der längerfristigen Glättung auch mit Verbilligungen grundsätzlich länger, sagte die EAA-Geschäftsführung im Bilanzpressegespräch.

In der abgelaufenen Periode 2007/08 (per 30.9.) ist die EnergieAllianz Austria kräftig gewachsen. Der Stromverkauf wuchs um 7,4 Prozent auf 17,66 TWh, und der Gasverkauf kletterte sogar um 19,2 Prozent auf 17,46 TWh. Die gesamten Umsatzerlöse legten um 20 Prozent auf 1,765 Mrd. Euro zu, darunter die reinen Energieumsätze um 16,4 Prozent auf 1,71 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) sank jedoch um 14 Prozent auf 74,0 Mio. Euro, da der starke Anstieg der Großhandelspreise - bei Strom um 37 Prozent - nur zum Teil an die Kunden weitergegeben wurde, wie Geschäftsführer Thomas Irschik sagte.

"Irrationale Preisentwicklung"

Während 2007/08 im Zeichen einer noch boomenden Wirtschaft und einer "fast irrationalen Preisentwicklung" bei Erdöl und Erdgas stand, sind die Aussichten für 2008/09 zu Rohstoffpreisen und Konjunktur ziemlich unklar. Öl sowie Gas und - auch wegen niedrigerer CO2-Zertifikatspreise - auch Strom wurde seit Herbst signifikant billiger, doch gebe es Stimmen, die für das 2. Halbjahr höhere Ölpreise und in drei Jahren vielleicht 200 Dollar pro Fass für möglich halten. Die Absatz-Daten bis Ende Jänner hätten eher Zuwächse gezeigt, doch stellt die EAA ihre Kunden-Verträge bereits um: Statt +/-10 Prozent beträgt die Abnahme-Flexibilität nur noch +/-5 Prozent. Unterschreitungen würden den Kunden weiterfakturiert, bis jetzt hat man davon aber noch keinen Gebrauch machen müssen.

Derzeit seien auch bei Großabnehmern wie etwa dem GM-Powertrain-Werk in Wien-Aspern, wo seit Mitte Jänner 1.540 von insgesamt 1.850 Mitarbeitern kurzarbeiten, "noch keine Effekte zu sehen", "wir beobachten das aber sehr stark". Die Kunden würden Energie jetzt auch in mehreren Einzeltranchen als früher zukaufen, da die Preise an einem einzigen Tag bis zu 10, 15 Prozent schwanken könnten, erläuterte Geschäftsführer Werner Perz. Zu den möglichen generellen Effekten der Realwirtschaft auf die Nachfrage nach Strom, Gas und Erdöl gebe es keine gesicherten Prognosen, bedauerte er. (APA)