Brüssel - Der bisher ungeregelte 60-Billionen-Dollar-Markt (47 Bill. Euro) sogenannter Credit Default Swaps (CDS) könnte in absehbarer Zeit geordnetere Züge annehmen: Um drohenden Gesetzverschärfungen zu entgehen, haben sich die europäischen Banken mit der Einrichtung einer europäischen Clearingstelle für CDS einverstanden erklärt. Das geht aus einem Schreiben der Europäischen Bankenföderation (EBF) an die EU-Kommission hervor, das am Donnerstag in Brüssel bekannt wurde.

Absicherung gegen Kreditausfälle

CDS dienen ursprünglich der Absicherung gegen Kreditausfälle. Allerdings können die Papiere frei gehandelt werden und sind somit auch zu Spekulationsobjekten geworden. Experten geben ihnen eine Mitschuld an der Finanzmarktkrise und fürchten weitere Verwerfungen - vor allem angesichts eines geschätzten Volumens in Umlauf befindlicher CDS von 60 Bill. Dollar, mehr als das Bruttoinlandsprodukt aller Staaten der Erde.

Die Einrichtung einer Clearing- oder Verrechnungsstelle der Finanzindustrie für CDS hätte den Vorteil, dass die Risiken aus den Derivaten zumindest verringert werden könnten. Die EU hatte aus Verärgerung über die Untätigkeit der Finanzbranche damit gedroht, dass die Regulierungsbehörden ein eigenes System aufbauen könnten.

Verpflichtungen unterschrieben

Die EBF äußerte die Hoffnung, wegen der grundsätzlichen Bereitschaft der Banken werde das Europäische Parlament von den geplanten Gesetzesverschärfungen Abstand nehmen. Der Bankenverband unterstrich, dass die großen Wertpapierhändler bereits eine Verpflichtung bezüglich der Clearingstelle unterschrieben hätten. Weitere Fortschritte seien von einem Treffen bei der Europäischen Zentralbank am kommenden Dienstag zu erwarten.

EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy hat erst Anfang Februar die Einrichtung einer europäischen Clearingstelle für CDS als "sehr wichtig für die Stabilität der der Finanzmärkte und ihre Überwachung" bezeichnet, um das Vertrauen der Märkte wieder herzustellen. EU-Sprecher Oliver Drewes sagte, er erwarte, dass die Finanzindustrie das Verrechnungssystem bis Ende Juli eingerichtet haben werde. (APA/AP)