Wien  - Die Kreditkartenfirma Visa Europe wird auch in Österreich mit einer sogenannten Debitkarte an den Start gehen und damit dem einzigen Konkurrenten auf diesem Gebiet, MasterCard, Paroli bieten. Die am Donnerstag präsentierte "V Pay"-Karte soll hierzulande ab Mitte 2010 an die Konsumenten ausgegeben werden. Bisher haben österreichische Mitgliedsbanken zugesagt, 1,5 Millionen "V Pay"-Karten auszugeben. Zum Vergleich: Der Konkurrent MasterCard hat über 7 Millionen "Maestro"-Karten im Umlauf.

Erste Ausgeberin der "V Pay"-Karte wird die card complete Service Bank AG (vormals Visa-Service Kreditkarten AG) sein, die mehrheitlich der UniCredit Bank Austria und Raiffeisen Zentralbank (RZB) gehört. Visa Europe selbst ist ein Mitgliedsverband im Besitz und unter Kontrolle von 4.600 europäischen Banken und gibt selbst keine Karten aus.

Ob die "V Pay"-Karte dann automatisch beim Girokonto dabei sein wird, wieviel sie kosten und mit welchen Funktionen sie neben bargeldloser Zahlung und Geld-Behebung ausgestattet sein wird, werde von den einzelnen Banken abhängen, sagte card-complete-Vorstandsvorsitzender Heimo Hackel. Technisch wäre es zum Beispiel auch möglich, Kredit- und Debitkarte in einem zu haben. Das sei momentan aber nicht angedacht. Ein anderes mögliches Zusatzfeature sei eine elektronische Geldbörse, ähnlich dem Konkurrenz-Produkt "Quick". Laut Presseunterlage zählen gegenwärtig - neben card complete - auch die hobex AG, die PayLife Bank und die Raiffeisen Bankengruppe zu den "V Pay"-Serviceanbietern in Österreich.

Höchster Sicherheitsstandard

Die "V Pay"-Karte basiere auf dem EMV-Chip mit PIN und entspreche damit dem höchsten verfügbaren Sicherheitsstandard - unabhängig vom Einsatzort, sagte Jutta Müller-Liefeld, Vice President und Head of Regional V Pay-Marketing bei Visa Europa. Im Gegensatz zur Maestro-Karte seien die Kontodaten nicht zusätzlich auf dem (unsichereren) Magnetstreifen gespeichert, so Hackel.

Laut Müller-Liefeld ist die "V Pay"-Karte als europäisches Produkt konzipiert - wegen des Sicherheitsstandards. Für den weltweiten Zahlungsverkehr gebe es ja die Kreditkarte. In Deutschland, Frankreich, Italien und Bulgarien habe die Ausgabe von insgesamt über zugesagten 40 Mio. "V Pay"-Karten bereits begonnen. Derzeit sei bereits 1 Mio. solcher Visa-Debitkarten im Umlauf, bis Ende 2009 soll diese Zahl auf 16 Mio. anwachsen. Die Akzeptanzstellen soll heuer von 4 Mio. (2008) auf 6 Mio. ansteigen.

Umrüstung

In Österreich müssen die Terminals in den Geschäften erst umgerüstet werden. Von den rund 100.000 bis 110.000 Point of Sales akzeptieren derzeit rund 20.000 die "V Pay"-Karte. In der zweiten Jahreshälfte 2010 sollen dann die sogenannten Acquirer (etwa card complete) die Automaten dann flächendeckend umgestellt haben, so Kurt Tojner, Country Manager Österreich und Ungarn bei Visa Europe. Die etwa 3.500 Outdoor-Geldautomaten würden "V Pay" schon jetzt akzeptieren, die Automaten in den Bank-Foyers sollen bis Mitte 2009 aktiv sein.

Von der Finanzkrise habe Visa Europe bisher nicht allzuviel gemerkt, so Tojner. Bei den Transaktionen habe das Wachstum sowohl von Juni 2007 bis 2008 als auch von Ende 2007 bis Ende 2008 jeweils etwa 10 Prozent betragen. Bei den Ausgaben habe es hingegen leichte Rückgänge gegeben. Von Juni bis Juni habe der Anstieg etwa 8 bis 9 Prozent betragen, von Dezember 2007 bis Dezember 2008 hingegen nur mehr rund 6 bis 7 Prozent. Das liege unter anderem daran, dass die Kunden billigere Sachen gekauft haben, meinte Tojner. Die Österreicher würden etwa 60 Prozent ihrer Einkäufe und Co. mit Plastikkarte bezahlen, die Nordeuropäer würden schon zu 80 bis 90 Prozent bargeldlos bezahlen. Die Ungarn setzten dagegen hauptsächlich auf Cash (rund 85 Prozent). (APA)