"Ich bin Albanerin, aber auch Tirolerin", sagt Kozeta Krulis, eine der Beiträgerinnen zur Neuausgabe der Anthologie "Österreichische Lyrik und kein Wort Deutsch". 1990 fächerte Herausgeber Gerald Nitsche die poetische Vielfalt der "Wenigerheiten" auf. Auch 2008 finden sich die großen Stimmen der Kärntner Slowenen von Milka Hartmann bis Maja Haderlap, trifft Burgenland-Kroatisches auf Texte der Roma oder der Jenischen.

Österreichische Dichtung kann aber auch in Igbo, einer Sprache Nigerias, entstehen. Chibo Onyeji ist einer jener Autoren, die die Textsammlung erweitern: Sie ist mit geprägt durch Literatur von Menschen, die in Österreich gelandet sind. Texte auf Türkisch etwa sprechen von Migration. Mit Herkunftsländern wie Irak und Iran kommt eine andere politische Dimension dazu, auch in Biografien von Autoren aus Tschetschenien oder Kolumbien sind Krieg und Verfolgung präsent. Eine Ausnahme ist Kundeyt Surdum: Er nämlich schreibt in der Regel "jedes Wort Deutsch".

Präsentation des prächtigen Haymon-Bandes um 19.30 Uhr im Haus der Begegnung in Innsbruck. (pen/ DER STANDARD, Printausgabe, 19.2.2009)