Mindestens zwei Gründe gibt es, weshalb die US-amerikanischen Finanzbehörden den texanischen Milliardär Sir Robert Allen Stanford sprechen möchten: Erstens, er veranlagte bei Bernard Madoff, dem Mann, der die zweifelhafte Ehre hat, das größte Schwindel-System geführt zu haben, das jemals Investoren um ihr Geld brachte. Und zweitens, weil Stanford bis zuletzt behauptete, sichere und risikolose Renditen jenseits der zehn Prozent erwirtschaften zu können. Beides verunsicherte Stanford-Anleger. Umso mehr, als Milliardär Stanford mehreren Vorladungen der SEC, der amerikanischen Finanzaufsicht, nicht nachkam und jetzt auch untergetaucht ist.

Auf "massivem Betrug" beruhten seine Veranlagungsversprechen, argwöhnt die SEC. Auch Steuerhinterziehung und Geldwäsche dürften eine Rolle spielen - für Stanford ebenso wie für einige seiner Kunden. Schließlich betrieb der 58-Jährige vom Offshore-Finanz-Paradies Antigua aus seine Geschäfte. Antigua adelte den Mann, den das Wirtschaftsmagazin Forbes auf die 605. Stelle auf der Liste der reichsten Amerikaner gesetzt hat. Seither wird er auf der Karibik-Insel mit "Sir Allen" angesprochen.

Nachrichten wie diese, dass Stanford auf Antigua "Hot Guns" - clevere und skrupellose Banker - angestellt habe, deren Aufgabe es war, Geldspuren zu verwischen, beunruhigen nun die Anleger, die Stanford Teile ihres Vermögens überantwortet haben.

Beunruhigt sind auch gar nicht wenige Sportvereine, jedoch aus anderen Gründen. Sie werden sich von ihrem Big Spender verabschieden müssen. Stanford, ein fanatischer Cricketspieler und Golfer, unterstützte unzählige Cricket-Verbände in England und auf den West Indies. Zudem sponserte er eine Reihe von Golfturnieren.

Die honorige Universität Stanford im kalifornischen Palo Alto würde sich gerne von ihm distanzieren. Allen Stanford verwende den Namen so, "dass dies zu Verwirrung führe", beklagte die Universität schon vergangenes Jahr. Geht aber nicht. Der Gründer und Namensgeber der Universität, Leland Stanford, ist nämlich der Ur-Ur-Ur-Großvater des mutmaßlichen Betrügers.

Der spendabel-großspurige, auf Sport- und Politik-Sponsoring ausgerichtete Stil Stanfords stürzt nun auch einige Politiker in Erklärungsnotstand. Gerne ließ er sie mit einem seiner Privatjets nach Antigua fliegen und bezahlte ihnen dort den Aufenthalt im besten Haus am Platz, dem Ritz Carlton - einem Hotel, das ihm auch gehört. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.2.2009)