Rohr will die Kärntner in Wien künftig mehr einbinden.

Foto: derStandard.at/Winkler-Hermaden

Die Kärntner in Wien fordern einen "Change" für Kärnten.

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Rohr ist optimistisch Landeshauptmann zu werden: Laut internen Umfragen befinde er sich derzeit "auf der Überholspur".

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"Wir werden oft als Nestbeschmutzer angesehen, dabei wollen wir doch nur einen guten Rat erteilen", sind sich die Besucher des Club Carinthia am Dienstag in Wien einig. Reinhart Rohr, SPÖ-Spitzenkandidat für die Landtagswahlen, ist zu Gast. Er hält einen Vortrag darüber, wie er - sollte er Landeshauptmann in Kärnten werden - die Politik künftig gestalten will.

Das Publikum - hauptsächlich Männer in schicken Anzügen - lauscht gespannt. Die meisten Zuhörer haben eines gemeinsam: sie sind in Kärnten geboren, leben aber aus beruflichen Gründen in Wien - weil es in Kärnten "zu wenige herausfordernde Arbeitsplätze" gibt, wie einer der Anwesenden auf den Punkt bringt. Sie wollen ihrer alten Heimat gerne Ratschläge erteilen, angedacht ist eine Plattform, wo sie ihre Gedanken artikulieren können. Rohr bewertet das positiv und bedauert, dass soviele Menschen aus Kärnten wegziehen. Er will den Wirtschaftstandort aufwerten, sagt er.

"Auf der Überholspur"

Doch eigentlich beschäftigen Rohr momentan wohl andere Sorgen. In knapp einer Woche stellt er sich den WählerInnen Kärntens. Er möchte Landeshauptmann werden - auch das ist freilich Thema im Club Carinthia. Laut internen Umfragen befinde er sich derzeit "auf der Überholspur", sagt er. Er klingt optimistisch, dass er als Sieger aus der Wahl hervorgeht.

Das wünscht sich auch manch einer im Publikum - wobei betont wird, dass es sich beim Club Carinthia keinesfalls um eine SPÖ-nahe Einrichtung handelt. Ein Besucher fordert von Rohr einen "Change", das sei ja momentan "so modern". Und zu verändern gebe es vieles - sei es in der Wirtschaft, bei der Umweltpolitik, der Bildung oder in der Frage der zweisprachigen Ortstafeln.

"Zweisprachigkeit als Vorteil"

Die Problematik rund um die Ortstafeln wird ausführlich besprochen. Rohr betont aber, dass das Problem nicht direkt vor den Wahlen gelöst werden könne. Da sei nur im Konsens möglich, wenn die Kompromiss- und Dialogbereitschaft vorhanden sei. Momentan werde von Parteien die "Polarität" verstärkt.

Er selbst trete dafür ein, dass die "Zweisprachigkeit in Zukunft als Vorteil gegenüber den anderen Bundesländern bewertet werde".

Eine Dame im Publikum will dann wissen, ob er sich denn vorstellen könne, auch mit dem BZÖ oder der FPÖ zusammenzuarbeiten. Rohr will nichts ausschließen, sagt aber dass für ihn dasselbe gelte wie für den Parteichef Werner Faymann oder seine Kollegin Gabi Burgstaller in Salzburg, nämlich keine Zusammenarbeit auf Bundesebene mit der FPÖ.

Abstand aus Kärnten

Und da ist die Zeit auch schon um, weiter geht es mit informellem Geplaudere bei Brötchen und Wein. Rohr unterhält sich prächtig mit den Kärntnern in Wien. Er genießt es, einmal für ein paar Stunden aus dem von der Landtagswahl geprägten Kärnten raus zu kommen, "um die Dinge mit Abstand betrachten zu können", wie er selbst sagt. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 24.2.2009)