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Die Justiz ermittelt, der Verdächtige ist verschwunden.

Foto: AP/Houston Chronicle, Steve Campbell

Der US-Multimilliardär Allan Stanford soll mit seinen Firmen Anleger um acht Milliarden Dollar geprellt haben. Die US-Finanzaufsicht ermittelt. Die Geschäfte wurden unter Aufsicht eines Zwangsverwalters gestellt.  

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Houston/Washington/Wien - Die USA werden von einem weiteren Betrugsfall erschüttert: Der texanische Multimilliardär Allan Stanford, der drei Finanzunternehmen betreibt, soll Anleger um Milliardenbeträge gebracht haben, wie der STANDARD schon in der Dienstagausgabe berichtet hat. Nach derzeitigem Ermittlungsstand sind Anleger um insgesamt acht Mrd. Dollar (6,4 Mrd. Euro) geprellt worden. Dabei scheint es auch Verbindungen zum Fall Madoff zu geben.

Die US-Finanzaufsicht SEC wirft der Stanford International Bank (SIB) vor, ihre Anleger nach Bekanntwerden des Falles Madoff dahingehend beruhigt zu haben, dass es keine direkten oder indirekten Verbindungen zu dem Betrüger gebe. "Diese Versicherungen sind falsch", teilte die SEC mit. Die SIB habe durch den Fall Madoff sehr wohl Verluste erlitten.
Der Ex-Broker Bernard Madoff soll Investoren, wie berichtet, mit einem Schneeballsystem um bis zu 50 Mrd. Dollar gebracht haben.

Hohe Renditeversprechen

Die Vorwürfe gegen Stanford reichen allerdings über die angeblich falschen Angaben zu Madoff hinaus. Nach Medienberichten ist von einem "massiven Betrug" die Rede. Stanfords Firmen hätten Anlegern "unwahrscheinliche und unbegründete" Versprechen über "sichere Renditen" von mehr als zehn Prozent gemacht. Die SIB habe über eine Filiale im Steuerparadies Antigua Zertifikate für mehr als acht Mrd. Dollar verkauft und den Anlegern übertrieben hohe Zinsen versprochen.

Hunderte Personen haben sich am Mittwoch in Antigua vor der Stanford-Bank um ihre Ersparnisse angestellt. Der Ministerpräsident von Antigua befürchtet "katastrophale" Folgen für sein Land. Stanford ist der größte Arbeitgeber des kleinen Inselstaates.

Nach Einreichung einer 25-seitigen Klageschrift bei einem Gericht in Dallas, Texas, sind am Dienstag auch Stanford-Büros durchsucht worden. Später hieß es, jemand habe ein Schild angebracht mit der Aufschrift: "Wir haben derzeit geschlossen. Die Geschäfte laufen weiter, aber unter dem Management eines Zwangsverwalters."

Die SEC ließ laut Gerichtsunterlagen Stanford und mehreren Managern Vorladungen zustellen, um Aussagen zu den Vorgängen zu bekommen. Keiner der Betroffenen sei dem nachgekommen, nicht einmal eine schriftliche Stellungnahme gebe es, beklagte die SEC.

Madoff: Sammelklage geplant

Eine offizielle Reaktion des Konzerns auf die Razzien gab es zunächst nicht. Die Stanford Financial Group managt eigenen Angaben zufolge Vermögenswerte von gut 50 Mrd. Dollar. Sie zählt 30.000 Kunden in 131 Ländern. Direkte Verbindungen nach Österreich sind bisher nicht bekannt; aufgefallen ist die Stanford Financial Group aber mit periodischen Aktienanalysen zu ATX-Werten.

Im milliardenschweren Betrugsskandal um den US-Vermögensverwalter Madoff planen Anwälte unterdessen eine weltweite Sammelklage. Die Idee für das internationale Vorgehen stammt vom spanischen Anwaltsbüro Cremades & Calvo-Sotelo. Derzeit beschäftigen sich rund 300 Anwaltskanzleien und 45.000 Anwälte mit dem Fall. Für sie könnte der größte Finanzskandal aller Zeiten zum wichtigsten Fall überhaupt werden.

Schweizer Anwälte unterstützen die weltweite Zusammenarbeit im Fall Madoff. Sie bündeln mit Anwälten aus insgesamt 21 Ländern ihre Kräfte und sind einem entsprechenden Bündnis beigetreten. (dpa, stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.02.2009)