Bild nicht mehr verfügbar.

Wo die Konsumenten der Schuh drückt: Dauerbrenner ist für die AK-Finanzexperten der Fremdwährungskredit, manch Bankkunden geben auch die "Bausparer" Rätsel auf.

Foto: AP

AK-Finanzexperte Christian Prantner hat derzeit viel zu tun. Die Konsumentenhotline sei mehr als ausgelastet, erzählt er im derStandard.at-Gespräch. Eine Folge der Krise? Zu Jahresanfang gehe es immer so richtig los, sagt er, "weil die Kunden Kontonachrichten bekommen zum Kredit, zu einem Wertpapierdepot oder einer Fondspolizze, weil die Jahresabschlüsse beim Giro-Konto stattfinden." Etliche Anrufer würden sich melden, weil die Bank ihnen den Überziehungsrahmen streicht. In einem konkreten Fall etwa ging es um einen Privatkunden, der bei einem Durchschnittseinkommen von 1.600 Euro netto vor vielen Jahren einen Überziehungsrahmen von 10.000 Euro zugestanden bekam - ohne dass er ihn gewollt hätte. Jetzt schrieb ihm die Bank, man müsse den Überziehungsrahmen zumindest auf 6.000 Euro reduzieren. Die Banken würden jetzt verstärkt auf die Bonität ihrer Kunden achten, so der AK-Experte.

Vor rund einem Jahr hätte man sieben bis zehn Telefonate pro Tag geführt, jetzt sei die Zahl auf 30 bis 40 gestiegen. "Die Finanzkrise hat uns einen unglaublichen Ansturm von Fragen zu Sparbüchern und zu den Banken allgemein beschert. Die zweite Welle war die panikartige Beunruhigung was Geldprodukte anbelangt." Was die Menschen interessierte: "Wie sicher ist mein Sparbuch, geht meine Lebensversicherung pleite, kann die Pensionskasse in Konkurs gehen?" Mit der Haftungserklärung des Bundes für Spareinlagen im Oktober sei Beruhigung eingekehrt, sagt Prantner.

Dauerbrenner Fremdwährungskredite

Aber nur vorübergehend: Richtig losgegangen sei es wieder mit der dringenden Empfehlung der FMA an die Banken, keine Fremdwährungskredite auszugeben. Der zweite Dauerbrenner, der die Experten bis jetzt in Atem hält: "Beim Fremdwährungskredit kumulieren die Problempunkte und Risiken, die sich in der Finanzkrise aufgetan haben. Viele Jahre waren die Risiken schlafend. Wenn es hart auf hart geht, lassen sie sich nicht bewältigen."

Eine Anfragewelle kam mit der scharfen Aufwertung des Franken ins Rollen, als in der Folge die Konvertierungen stattfanden. Derzeit sei in Sachen Fremdwährungskredite Einiges in Bewegung, aber noch nicht dingfest: "Wir hatten eine große Gesprächsrunde mit den Banken, wo wir die Problematik aus Verbrauchersicht geschildert haben. Es gab Zugeständnisse, bei den Konvertierungen äußerst behutsam vorzugehen. Zum Beispiel gab es die Zusage von einer Bank, keine Liquiditätskostenzuschläge zu verrechnen. Dinge, die aus meiner Sicht halten. Da sieht man keine Harakiri-Aktionen."

Wie die Bankkunden zu ihrem "Fremdwährer" kamen, kann Prantner sich nach vielen Gesprächen recht genau ausmalen: "Der Bankberater sagt schon: Weißt eh, da ist ein Risiko dabei." Tatsächlich bleibe es aber beim allgemeinen Risikohinweis. Worst-Case oder Best-Case-Szenarien bekomme er nicht vorgerechnet. Somit bleibe "Risiko" abstrakt. "Die allgemeinen Risikohinweise werden oft relativiert durch Sätze wie 'aber es passiert eh nix' oder 'Der Schweizer Franken bleibt eh stabil'. In den modellhaften Skizzen der Vermögensberater geht sich ja immer alles schön aus."

Schlecht beraten

Die Kunden wüssten tatsächlich oft nicht einmal über den Einstiegskurs Bescheid, beschreibt Prantner die Realität. Viele Jahre sei auch alles gut gegangen. Konvertierungen habe es nicht gegeben.

Für die Kreditnehmer spitzte sich die Situation erst in der jüngeren Vergangenheit zu: Nicht kalkulierbare, plötzlich scharf aufwertende Fremdwährungen, einbrechende Tilgungsträger (z.B. ich kaufe über AWD einen Fremdwährungskredit und besichere mit Immofinanz-Aktien), plötzliche Spesen wie Liquiditätskostenzuschläge...Vor dieser Situation stünden die Kunden, die ein paar 100.000 Euro für den Hauskauf aufgenommen hätten. Und die Banken würden auf die Kreditnehmer Druck machen, mehr Sicherheiten beizubringen. Was kann man dem Kunden raten? "Dass er vielleicht nach Prüfung des Haushaltsplanes zusätzlich einen bestehenden Tilgungsträger aufstockt oder einen neuen Tilgungsträger abschließt", sagt Prantner. Bei einer Zwangskonvertierung ist der Kunde im schlimmsten Fall ruiniert.

Kreditzinsen geben Rätsel auf

Ein dritter großer Punkt seien derzeit die Kreditzinsen: "Die Kunden sagen, jetzt hat die EZB die Leitzinsen so heruntergefahren, aber in meinem Kredit spiegelt sich das nicht wider." Man sei dann in der Rolle des Vertrags-Erklärers so Prantner. Bei den bestehenden Kreditverträgen gebe es überwiegend ordentliche Zinsanpassungsklauseln. Allerdings seien sie einerseits kompliziert, und andrerseits würden die Kunden sie oft erst gar nicht anschauen.

Rätsel gaben manchen Kunden auch ihre "Bausparer" auf. Da gab es zu Jahresbeginn das Phänomen, dass trotz fallender Leitzinsen im letzten Quartal 2008 manche Bausparkassen den Kunden sehr enttäuschende Zinsvorschreibungen für 2009 übermittelten. "Auch da ist dann des Rätsels Lösung, dass sich das aus der Dynamik der Zinsanpassungsklausel ergibt. Wenn nämlich die Bausparkasse die Zinsanpassung an einen Indikator des Geld- und Kapitalmarktes zum Beispiel vom September 2008 bindet, dann muss man sagen, blöder Zeitpunkt, damals waren die Leitzinsen auf einem Höchststand." Somit ergebe sich, dass die Kunden für die nächste Periode (ein Jahr) relativ höhere Marktzinsen zu bezahlen hätten. (Regina Bruckner)