"Polizisten sind ja Profis": Schindlauer

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STANDARD: Herr Schindlauer, haben Sie von Ihren Polizeischulungen her den Eindruck, dass es bei der heimischen Exekutive besonders starken Rassismus gibt?

Schindlauer: Keinen ausgeprägteren als in anderen Berufen - aber der Rassismus ist bei der Polizei ein ewiges Thema, weil sich Beamte täglich an Orten aufhalten, wo es darum geht. Etwa wenn sie im Dealermilieu ermitteln, wo es eine afrikanische Tätergruppe gibt.

STANDARD: Existiert bei der Polizei ein pauschaler Drogenverdacht gegen Schwarze?

Schindlauer: Manche Polizisten sind der irrigen Meinung, dass 90 Prozent der Afrikaner in Österreich mit Drogen dealen. Aber es gibt auch immer mehr jüngere Beamte, die es als rassistisch brandmarken, wenn Schwarze häufiger als andere kontrolliert werden. Leider werden sie vom System Polizei nicht ausreichend unterstützt.

STANDARD: Der mutmaßliche Übergriff auf Michael B. steht nicht allein da. Wie erklären Sie sich solche Gewaltausbrüche?

Schindlauer: Zum Teil mit Vorbehalten, die bei der Polizei gegen Schwarze kursieren. Etwa dass diese aggressiv sind und 'Rassismus!' schreien, wenn man sie nur um einen Ausweis fragt. Was aber kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass junge Schwarze von zwei und mehr Kontrollen täglich erzählen.

STANDARD: Was muss sich ändern?

Schindlauer: Drogenkontrollen müssen nach anderen Kriterien als jenem des schwarzen Gesichts stattfinden. Das ist machbar, Polizisten sind ja Profis. (Irene Brickner/DER STANDARD-Printausgabe, 17.2.2009)