Vor gar nicht langer Zeit polterte noch ein bayrischer Landespolitiker, dass es Brüssel mit seiner ambitionierten Abgasgesetzgebung nicht schaffen werde, aus den Deutschen ein Volk von Kleinwagenfahrern zu machen. Nun könnte die aktuelle Krise etwas bewirken: Kleine Autos, die wenig Platz und Sprit benötigen, verkaufen sich in Deutschland - mit staatlicher Unterstützung über 2500 Euro Abwrackprämie - ganz dufte. Die rezessionsbedingte Kurzarbeit in einem Opel-Werk im Osten Deutschlands, wo vor allem Kleinwagen hergestellt werden, wird deswegen ausgesetzt. Eine am Montag in Wien präsentierte Studie kommt weiters zu dem Schluss, dass die Fahrzeugindustrie in der gesamten Region Central Eastern Europe besser aufgestellt sein könnte als jene in Westeuropa. Weil dort eben vor allem kleine Autos hergestellt werden.

Klein ist demnach also das neue Groß. Doch der Lichtblick macht trügerische Hoffnung. Die Sache illustriert ein Grundproblem, das in vielen Prognosen darüber, bis wann die Autoindustrie wieder in den Vorkrisen-Gang wechseln könnte, zum Ausdruck kommt. Die Krise wird meist nicht als vernetztes Phänomen menschlicher Interaktion gesehen, sondern als Schlechtwetter, das vorüberzieht.

Der moderne Mensch hat ein Bedürfnis nach individueller Mobilität. Dieses angesichts knapper werdender Ressourcen - Öl, Raum, Kredit - zu erfüllen wird die Aufgabe der Industrie sein. Durch staatliche Autokaufprämien wird eine gesunde Entwicklung dahin aber nur verschleppt. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe, 17.2.2009)