Wien - Der offizielle Spatenstich zur Neugestaltung der Wiener Kärntner Straße ist am Montag mit einer wahren Doppelconference von Stadtrat Rudolf Schicker (SPÖ) und Bezirkschefin Ursula Stenzel (ÖVP) begangen worden. Auf einer offenen Bühne lieferten sich die beiden Kontrahenten im Schneegestöber ein Rededuell um die Gestaltung der neuen Leuchten für die Innenstadt-Fußgängerzonen, die sich bis 15. November in neuem Kleid präsentieren sollen.

Schließlich handle es sich bei dem Vorhaben um die Neugeburt eines urbanen Zentrums, betonte Stenzel. Deshalb waren die Verantwortlichen neun Monate vor dieser Neugeburt am Schauplatz versammelt, um den Beginn der Pflasterarbeiten zu begehen. Bereits in den vergangenen Wochen waren die bestehenden Bäume und Maiglöckchenleuchten entfernt worden.

Leuchtenfrage weiter ungeklärt

Ist die Gestalt des Pflasters unumstritten, so herrscht noch immer keine Einigkeit über die neuen Leuchten für Kärntner Straße, Stock-im-Eisen-Platz und den Graben. Deshalb überreichte Stenzel dem überraschten Stadtrat auf offener Bühne 1.500 Unterschriften gegen das von ihm favorisierte moderne Modell und für die alten Maiglöckchenlampen, verpackt in Maiglöckchen-Geschenkpapier. Überdies zauberte sie den Leuchtkörper einer Maiglöckchenlampe aus dem Hut, der, auf LED-Technik umgerüstet, ihr Kompromissvorschlag sei.

"Maiglöckchen gehören dahin, wo nicht Stadt ist, nämlich auf die grüne Wiese", beschied dagegen Schicker. Man werde deshalb sicherlich einen Platz im Wien-Museum für die Stenzel-Lampe finden. Jedenfalls sei dank der "billigen Tricks" der Bezirksvorsteherin eines deutlich geworden: "Man hat gesehen, wer provoziert und den Streit sucht." Bezug nehmend auf die Stenzel'sche Selbstcharakterisierung als "schwarzer Stachel im roten Fleisch" versicherte der SPÖ-Politiker seinem Gegenüber: "Wir werden den schwarzen Stachel aushalten." In jedem Falle werde eine Lösung gefunden, zumal man mit der Bestellung der neuen Kandelaber noch nicht unter Zeitdruck stehe.

Einig zeigte man sich über die gewaltigen Dimensionen des Projekts. Alleine die Kärntner Straße frequentieren täglich 60.000 Passanten. "Wenn man das auf Autofahrer umlegt, baut man Autobahnen", so Schicker. Ebenso unterstrich Stenzel, dass es sich bei dem Areal um Österreichs touristischen Anziehungspunkt Nr. 1 handle, auch wenn die Dame in die Jahre gekommen sei.

Deshalb kommen bei dem Bauvorhaben nun vier verschiedene Granitplattentypen von 14 Zentimetern Dicke zum Einsatz - drei aus Österreich stammend, eine aus Schweden. Mit insgesamt 51.500 Platten wird so eine Fläche von 20.000 Quadratmetern neu gepflastert, was rund drei Fußballfeldern entspricht. Darüber hinaus werden Magnolienbäume auf der Fußgängerzone eingepflanzt und neue Holzbänke installiert. Die Schanigärten werden allesamt auf einer Straßenseite konzentriert. Von den projektierten Kosten in Höhe von 18,6 Mio. Euro trägt der Bezirk zehn Prozent, die Stadt 90. (APA)