Schönborn sieht Fehler bei Bischofsernennung

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Scharfe Proteste und Austrittswelle: Österreichs Bischöfe suchten in einer Sondersitzung den Ausweg aus der schwersten Kirchenkrise nach der Affäre Groër

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Es ist ein wohl einmaliger Akt: Das österreichische Kirchenvolk verhindert die Ernennung eines Weihbischofs - und selbst die Bischöfe atmen erleichtert auf.

Bei einer außerordentlichenSitzung der Bischofskonferenz in Wien verabschiedeten sie einen gemeinsamen Hirtenbrief, in dem den Gläubigen erklärt werden soll, was in Österreichs Kirche vorgefallen ist. „Die Situation in der großen Diözese Linz macht den Bischöfen Sorge"; auch nach dem Rückzug Gerhard Maria Wagners als neuer Weihbischof, schreiben die Bischöfe. Dessen Rücknahmegesuch an den Papst wird „zur Kenntnis genommen".

Kardinal Christoph Schönborn bestätigte am späten Montagnachmittag, dass Wagners Rücktrittsgesuch „auch im Vatikan angenommen worden" sei. Dies habe ihm der zuständige Präfekt im Vatikan „bereits in einem Telefonat persönlich mitgeteilt". Ob Wagner die falsche Wahl gewesen sei? „Linz hat seit Monaten auf einen Weihbischof gewartet. Sagen wir, es war ein verkürztes Verfahren, das sonst nicht so üblich ist", so Schönborn.

Über Wagner könne er aber nichts sagen, erklärte der Kardinal, „ich bin ihm persönlich nie begegnet. Ich halte es aber für angemessen, dass er diesen Schritt gesetzt hat." Auf die Frage, ob Wagners Rücktritt freiwillig gewesen sei, verwies Schönborn „in aller Deutlichkeit" auf dessen Aussage, dass der Rückzieher freiwillig erfolgte.

Auch Wagner selbst erklärte am Montag erneut, dass sein Rücktritt „aus freien Stücken" geschehen sei. „Ich bin sehr erleichtert aufgestanden, im Vergleich zu den letzten Nächten", sagte der Pfarrer im ORF-Radio. Er habe sich oft die Frage gestellt, was er tun solle, was gut sei für die Kirche. Die sei „letztlich auch für mich jetzt die Entscheidung, dass ich gesagt habe, ich gebe den Auftrag an den Papst zurück". Er sei „innerlich frei" und glücklich über diese Entscheidung, „wenngleich ich weiß, es gibt andere, die darüber nicht glücklich sind".

Nach dem Rückzug des Windischgarstener Pfarrers ist noch unklar, wann die vakante Position besetzt wird. Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz beantragt vorerst keinen Ersatz: „Jetzt machen wir einmal eine Pause", erklärte er im Anschluss an die Sitzung. Dass in der Diözese ein Weihbischof nötig sei, bleibe aber unverändert. Wann er ein neues Ersuchen nach Rom schicken werde? „Nicht heute."

Dem Vernehmen nach soll es aber bald einen neuen Dreiervorschlag geben. Die Gerüchteküche brodelt bereits. Nach wie vor scheinen noch zwei im Rennen zu sein, die - so wird vermutet - bereits auf dem ersten Vorschlag standen: Severin Lederhilger, Generalvikar der Diözese Linz, und Johann Hintermaier, ehemaliger Spiritual des Linzer Priesterseminars.

Krise noch nicht ausgestanden

Generelle Kritik am Bestellungsritus üben die Bischöfe nur wenig: „Es steht außer Frage, dass dem Papst die freie Ernennung der Bischöfe zukommt", heißt es im Hirtenbrief. Die Bischöfe halten aber fest, „dass das im Kirchenrecht vorgesehene Verfahren zur Auswahl und zur Prüfung von Kandidaten sich bewährt, wenn dieses Verfahren auch wirklich eingehalten wird", so der indirekte Hinweis an den Vatikan. Wagners Bestellung hatte Fragen aufgeworfen, ob der Vatikan den Dreiervorschlag aus Linz überhaupt berücksichtigt habe.

Für Helmut Schüller, Gründer der „Pfarrer-Initiative" und Pfarrer in Probstdorf, ist die Kirchenkrise „lange noch nicht ausgestanden". „Nur weil jemand mit seinen Anti-Reformanliegen nicht Weihbischof wird, heißt das noch lange nicht, dass sich die Bischöfe hinter notwendige Reformen stellen", sagt Schüller im Standard-Gespräch. Sie müssten „die Anliegen der Basis zu ihren eigenen machen" - etwa eben auch bei den Bischofsernennungen.

Reformbedarf sieht Schüller auch bezüglich des Priestermangels: Es sei nicht einzusehen, dass „Menschen, nur weil sie eine Familie gegründet haben, vom Priesteramt ausgeschlossen sind. Langfristig gesprochen auch Frauen nicht." Für den früheren Caritas-Chef beginnt jetzt die „gefährliche Zeit, wenn die mediale Stille folgt". Eines habe die Absage Wagners für Schüller jedenfalls gezeigt: „Man kann doch etwas bewegen." (Peter Mayr und Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 17.2.2009)