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Klimaforscher befürchten, dass höhere Durchschnittstemperaturen die in den Permafrostböden des Nordens und Südens festgefrorenen großen Mengen von Kohlendioxid und Methan freigesetzt werden könnten.

Foto: AP/University of California, Los Angeles, via the University of Alaska, Fairbanks, Karen Frey

Chicago - Laut dem Klimaexperten Chris Field schreitet die Erderwärmung weitaus rascher voran als bisher angenommen. Der Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre, der für die durchschnittlich höheren Temperaturen als hauptverantwortlich gilt, habe seit dem Jahr 2000 weit über das von den Forschern für ihre Klimamodelle bisher angenommene Maß zugenommen, erläuterte der Experte.

Damit werde es die Welt "in Zukunft mit einem Klima zu tun haben, das weit über alles hinausgeht, was wir auf der Basis von Simulationen bisher ernsthaft erwogen haben" , sagte Field bei der Jahrestagung des weltweit größten Klimaforscherverbands AAAS in Chicago. Der Bericht des Weltklimarats IPCC, der im Febraur 2007 mit seinen düsteren Warnungen vor einer globalen Klimakatastrophe wochenlang die Schlagzeilen beherrscht hatte, sei überholt. Die sich beschleunigende Erderwärmung könne verheerende Großflächenbrände, etwa in tropischen Regenwäldern, oder Eisschmelzen in der Antarktis zur Folge haben.

Hauptverantwortlich für den rasanten Anstieg der CO2-Emissionen ist laut Field die um sich greifende Nutzung der Kohle zur Energiegewinnung, insbesondere in Schwellenländern wie Indien und China. Darüber hinaus bestehe die Befürchtung, dass durch die höheren Durchschnittstemperaturen die in den Permafrostböden des Nordens und Südens festgefrorenen großen Mengen von Kohlendioxid und Methan freigesetzt werden könnten, etwa indem sich Torf bildet.

Mehr Lachgas

"Es gibt Beweise, dass die Erwärmung der Arktis zu mehr Torf-Zyklen in der Zukunft führen wird" , heißt es auch in einem Bericht des finnischen Wissenschafters Pertti Martikainen von der Universität Kuopio. Dies würde zu mehr Lachgas-Emissionen führen und so den Klimawandel begünstigen, folgert er aus seinen gemeinsam mit russischen Kollegen erstellten Studien, die am Sonntag in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht worden sind.

Erkenntnissen des IPCC zufolge sind in den Tundren deutlich höhere Mengen an Treibhausgasen gespeichert als bisher bekannt. "Tauende Permafrostböden werden bei der CO2-Konzentration in der Atmosphäre stark aufs Gaspedal drücken" , meinte denn auch Experte Field. Das erwartete Plus an Treibhausgasen wiederum werde von den Ozeanen nicht mehr in dem gleichen Ausmaß gebunden wie früher, fügt dem eine Studie französischer Wissenschafter hinzu. (bri/STANDARD,Printausgabe, 16.2.2009)