Neben den finanziellen Rahmenbedingungen einer Airline-Übernahme in der EU überprüft die EU-Kommission auch die Auswirkungen auf den Markt. Besonders streng wird darauf geachtet, dass keine Quasi-Monopole auf einzelnen Strecken entstehen wie beispielsweise im Verkehr zwischen Deutschland und Österreich bei einer möglichen Übernahme der AUA durch die Lufthansa.

Kaum Überschneidungen

Beim bisher größten Zusammenschluss zwischen der niederländischen KLM und der französischen Air France mussten die Gesellschaften pro Tag 94 ihrer Start- und Landerechte auf 14 Flugstrecken abgeben. Es waren vor allem Routen von Amsterdam aus, dem Heimatflughafen der KLM. Die Air France kam bei ihrem Drehkreuz Paris dagegen relativ ungeschoren davon. Die Kommission betonte, dass sich die Strecken der beiden Fluglinien nur wenig überschnitten hätten, sonst wären noch weitere Flugstrecken gestrichen worden. Während Air France mehr Verkehr nach Südeuropa und Afrika anbot, deckte KLM vor allem Nordeuropa und Asien ab. Vor der Fusion 2004 hat die Air France Mitte der 90er-Jahre einen staatlichen Zuschuss von 20 Milliarden Francs (knapp drei Milliarden Euro) bekommen.
Bei der Übernahme der Swissair-Nachfolgerin Swiss durch die Lufthansa gab es ebenfalls Auflagen. An den Drehkreuzen von Lufthansa in Frankfurt und München, am Swiss-Heimatflughafen Zürich und an den Standorten Düsseldorf, Berlin, Wien, Stockholm und Kopenhagen mussten beide Fluggesellschaften 41 Hin- und Rückverbindungen in Europa und auf Langstrecken aufgeben.

Reduktion des Wettbewerbs

Ein Zusammenschluss ohne Auflagen hätte zur Ausschaltung oder Reduzierung des Wettbewerbs auf einigen Flugstrecken geführt, begründete die EU-Kommission. Dies galt vor allem für die Strecken Zürich-Frankfurt und Zürich-München.
Der geplante Einstieg der Lufthansa bei der größten belgischen Fluggesellschaft Brussels Airlines könne "zu einer erheblichen Behinderung" des Wettbewerbs zuungunsten der Passagiere führen, erklärten die EU-Wettbewerbshüter kürzlich.

Die Kommission fürchtet eine Monopolstellung der Lufthansa auf den Strecken Brüssel-Frankfurt, Brüssel-Hamburg und Brüssel-München. "Darüber hinaus würde der Wettbewerb auf der Strecke Brüssel-Berlin deutlich verringert." Eine Entscheidung soll bis 10. Juni fallen. Überdies müssen Lufthansa und Brussels Airlines selbst einen Wettbewerber finden, der Strecken übernehmen und Brüssel dann auch als Knotenpunkt für ein größeres Netz nutzen würde. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die Streichung von Strecken allein oftmals nicht ausreichen. (Michael Moravec aus Brüssel, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.2.2009)