Washington - Der Iran könnte einer US-Studie zufolge seinen Vorrat an Uranoxid bald verbraucht haben, der zu einer kommerziellen Nutzung der Atomkraft benötigt wird. Das Washingtoner Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) teilte am Mittwoch (Ortszeit) mit, dass der Iran seine Vorräte offenbar nicht durch eigene Schürfungen aufgestockt habe. Dies werfe die Frage auf, ob es dem Iran tatsächlich, wie behauptet, um eine kommerzielle und zivile Nutzung der Kernkraft gehe.

Der Studie zufolge hat der Iran bereits drei Viertel der 600 Tonnen Uranoxid, das auch Yellowcake genannt wird, verbraucht, die er noch unter dem Schah in den siebziger Jahren aus Südafrika bekommen hatte. Ein Reaktor vom Typ des in Bau befindlichen iranischen AKW Bushehr, das noch heuer in Betrieb gehen soll, benötigt laut Experten aber jährlich Nachschub von rund 22 Tonnen auf 4,4 Prozent angereichertem Uran. Das wird gewonnen, indem Yellowcake in Urantetrafluorid (UF4) und dann in gasförmiges Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt und Letzteres schließlich in Zentrifugen in angereicherte Uran-Isotope umgewandelt wird.

Ausreichend für latente Atomwaffenfähigkeit

Pro Tonne "Yellowcake" müssen, je nach Anteil im Muttergestein, zwischen 1.000 und 40.000 Tonnen Erz abgebaut werden. "Wenn es das Ziel ist, eine latente Atomwaffenfähigkeit herzustellen, braucht der Iran nicht weiter in den Bergbau zu investieren", hieß es in der Studie weiter. "Aber wenn es darum geht, nur einen einzigen Reaktor von Typ Bushehr zu unterhalten, wird er den einheimischen Bergbau ausbauen oder seinen Streit mit der internationalen Gemeinschaft beilegen müssen, um ausreichend Yellowcake importieren zu können." Der Westen verdächtigt den Iran, heimlich Atomwaffen zu entwickeln. Teheran bestreitet dies und gibt an, sein Atomprogramm diene nur zivilen Zwecken. (APA)