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 Mitra Kalhor und Marjan Kalhor aus dem Iran.
Foto: APA/EPA/Langsdon

Val d'Isere - Nicht weniger als 102 Herren aus 54 Nationen haben am Donnerstag bei dichtem Schneetreiben und eisigen Temperaturen die WM-Riesentorlauf-Qualifikation in Val d'Isere in Angriff genommen. Das Exoten-Derby stand aber dann im Zeichen des Protests, so haben zahlreiche Athleten das Rennen mit einer schwarzen Binde um den Oberarm bestritten. "Wir werden erpresst", meinte etwa der als "afrikanischer Schnee-Leopard" aufgetretene Kwame Nkrumah-Acheampong aus Ghana.

Nur WM-Teilnehmer bei Olympia?

Hintergrund des Erpressungsvorwurfs ist eine Regel des Internationalen Skiverbands FIS, wonach nur jene Athleten an den Olympischen Winterspielen 2010 teilnehmen dürfen, die auch bei der WM in Val d'Isere am Start waren. "Und diese Erpressung ist der einzige wahre Grund, warum so viele Nationen hier in Val d'Isere teilnehmen", berichtete Nkrumah-Acheampong aufgebracht.

Auch FIS-Boss Gian Franco Kasper ließ sich im Quali-Zielraum blicken und wurde gleich in eine lebhafte Debatte mit seinen Gegnern verwickelt, die vom senegalesischen Verbandsboss Lamine Gueye angeführt werden. "Ich werfe Kasper zwei Sachen vor. Erstens, dass die FIS im 21. Jahrhundert nach wie vor keine Demokratie zulässt. Denn das Format der Qualifikation wurde erstellt, ohne die Nationen zu fragen. Und zweitens werfe ich ihm vor, dass wir erpresst werden, denn ohne WM gibt es kein Olympia", meinte Gueye und verwies auf die auf der FIS-Website nachschlagbare Regel.

Kasper selbst meinte jedoch, dass diese Regel nicht existiere und lud Gueye für Donnerstagabend ins FIS-Hotel ein. "Er hat mir versprochen, dass er unterschrieben wird, dass man auch ohne WM-Start an Olympia teilnehmen darf", meinte Gueye.

An den Rand gedrängt

Auch der für Mexiko startende Ski-Prinz Hubertus von Hohenlohe kam eigentlich nur nach Val d'Isere, um mit einem Start seine Olympia-Berechtigung zu erwerben. "Ich bin jetzt 27 Jahre dabei und irgendwie werden die kleinen Nationen von Jahr zu Jahr mehr an den Rand gedrängt. Obwohl natürlich groß verkündet wird, dass 72 Nationen bei der WM am Start sind. Beim Hauptrennen selbst sind dann Läufer aus zehn oder zwölf Nationen dabei. Das ist doch ein bisschen zynisch."

Von Hohenlohe, der beim Rennen mit Rückenschmerzen zu kämpfen hatte, fordert, dass auch die Kleinen wieder "auf die Hauptbühne" gelassen werden sollen. "Eine Weltmeisterschaft ist ja kein Weltcup-Rennen. Hier sollen alle kommen und zeigen, was sie können. Das war immer lustig und interessant, aber diese Entwicklung ist doch sehr bedenklich. Da wird mit den Athleten Katz und Maus gespielt, da ist schon eine kleine Erpressung im Gange."

Den Spaß an der Sache haben sich die meisten Exoten aber trotz schlechtem Wetter und Paragrafen-Reitereien nicht verderben lassen. Wie etwa der Grieche Pavlos Tripodakis, der bereits zum vierten Mal an einer WM teilnahm. "Skifahren ist der großartigste Sport. Dieses Gefühl voller Adrenalin bei den Rennen ist das beste der Welt. Für mich zählt der Spaß, die Ergebnisse kommen dann von selbst. Oder auch nicht."

Wodka um fünf Uhr früh

Etwas angeschlagen wirkte im Ziel der für den Libanon startende Georges Salameh. "Ich fühle mich nicht gut, ich habe nichts geschlafen", meinte der 33-Jährige, ehe er den Grund seiner Übelkeit etwas präzisierte: "Ich habe um fünf Uhr früh noch einen Wodka getrunken und einen Fisch gegessen. Das war wohl keine gute Idee."

Ordentlich gefroren hat bei Temperaturen von minus zwölf Grad Celsius der Nepalese Kumar-Dhakal Shyam, der dennoch höchst zufrieden bilanzierte: "Es war fantastisch. Die Zeit ist zwar nicht so gut, aber ich hab es ins Ziel geschafft." (APA)