Johannes Faber in seinen neuen Räumen in der Dorotheergasse 12.

Foto: Galerie Faber

Wien - Seine These ist aussagekräftig, macht aber auch nachdenklich: "Legt man dem österreichischen Durchschnittsbürger drei Reproduktionen vor, etwa von einem (Ferdinand Georg) Waldmüller, (Egon) Schiele und einem (Arnulf) Rainer, dann wird er diese zumindest zeitlich einordnen können", ist Johannes Faber überzeugt. Den Versuch, selbiges Exempel auf dem Gebiet der Fotografie zu statuieren, ja den empfiehlt der Galerist angesichts enttäuschender Erfahrungswerte nicht. Die Ursachen dafür seien vielfältig, finden sich in der Kulturpolitik ebenso begründet wie auf dem Bildungssektor, etwa in der nichtexistenten theoretischen Ausbildung. Und insofern gilt es als Galerist wohl nicht den Mut zu verlieren.

Noch während seiner Laufbahn als freischaffender Fotograf hatte der Spross einer Großfamilie - Dompfarrer Toni Faber ist sein jüngerer Bruder - 1983 seine auf Fotografie der Klassischen Moderne spezialisierte Galerie gegründet. Im Laufe der Jahre wuchs die Schar seiner Einmalkäufer zu einer stattlichen Stammklientel, die er vor Ort und über seine Messeauftritte in Paris (Paris Photo, 19.-22. 11. 2009), Basel oder New York (AIPAD, 26.-29. 3. 2009) versorgte.

Exotenbonus: Standort Wien

Der Gedanke, seinen Auslandskunden und dem weit agileren internationalen Markt örtlich näherzurücken, fand er nie verlockend genug. Der Standort Wien wurde sein Exotenbonus und ist es noch jetzt. Räumliche Veränderungen ergaben sich jüngst dennoch. Seit Anfang des Jahres haben Jasmin und Habibi das 350 Quadratmeter große Refugium am Brahmsplatz erstmals seit zehn Jahren für sich. Aus der Sicht der beiden Katzen werden Zweibeiner in dem nur mehr als Private Showroom genutzten Räumen wohl eine Ausnahme bleiben.

Nach der Galerie Metropol und Siemens Artlab bezog nun Johannes Faber in der Dorotheergasse Nr. 12 Quartier. Hier versammelt er gemeinsam mit Katharina Rosenstingl (Galerieleitung) den charakteristischen Vintage-Mix: Von Karl Blossfeldt (Photogravüre je 460 Euro) über Edward Weston (Nude on Sand, 1939, 45.000 Euro) bis zu Edward Steichen (Richard Strauss, 1904, 420.000 Euro). Für seine Verhältnisse vermerkt Faber derzeit einen buchstäblichen Besucheransturm: Vorbeischlendernde Touristen kaufen ebenso wie junge Familien und interessierte Kunstsammler kleinere und größere Meisterwerke der Fotografie.

Auch international sei die Stimmung im Umfeld seiner Kollegen eine gute. Über eine leicht rückläufige Nachfrage in der Auktionsbranche kann er sich nur freuen, da sie ihm regelrechte Kaufräusche erlaubt. Das dafür notwendige Budget liefert ihm - nicht nur, aber auch - der von ihm im Herbst 2007 mitbegründete Art Photography Fund. Als weltweit erster Fond dieser Art richtet er sich an institutionelle Anleger im deutschsprachigen Raum (Mindesterlag 70.000 Euro), die sich aktuell über eine Rendite von 10,7 Prozent freuen durften. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.2.2009)