Wien - Die Erste Group hat am Dienstagabend erstmals vorläufige Ergebnisse für 2008 veröffentlicht. Demnach betrug, wie in einem Teil der Dienstag-Ausgabe berichtet, der Nettoüberschuss 860 Mio. Euro (minus 27 Prozent), die Wertberichtigungen 570 Mio. Euro, das Betriebsergebnis stieg um 19 Prozent. Das vierte Quartal brachte einen Verlust, RCB-Analysten schätzen ihn auf rund 560, im schlimmsten Fall auf 600 Mio. Euro.

Die Firmenwerte der Osttöchter in der Ukraine und Serbien hat die Bank ganz abgeschrieben (87 Mio. Euro), den Firmenwert der rumänischen BCR um 480 Mio. Euro teilwertberichtigt.

Die Erste Bank hatte die Großsparkasse per 2006 um 3,75 Mrd. Euro gekauft, was vom Markt damals für sehr teuer gehalten wurde, von Erste-Chef Andreas Treichl nicht. Faktum ist, dass die Erste-Banker damit fast das Sechsfache des Buchwerts bezahlt haben. Rumänien war lang der Renner der Region, kämpft nun aber seit Monaten mit der Abschwächung der Währung Leu; das Kreditausfallrisiko steigt. Beim Kapitalmarkttag im Dezember hatte die Erste Group Goodwill-Abschreibungen für die BCR noch ausgeschlossen.

Dass sie trotzdem stattfanden, wundert die Erste-Analysten bei der Schweizerischen UBS nicht. In ihrer Analyse stellen sie fest, dass die Erste Bank (die ihre Erlöse aus dem Verkauf der Versicherungssparte zum Bilanzaufräumen nutzt) ihren Geschäftsplan vernünftigerweise an die "schwierigeren Rahmenbedingungen" angepasst habe. Insgesamt habe die Erste für Rumänien rund 2,6 Mrd. Euro Goodwill (Bewertungen über dem Marktpreis) in den Büchern; nun habe man zwanzig Prozent davon abgeschrieben und sei so "zurück zur Realität gekommen. Es wurde heiße Luft abgeschrieben."

Raiffeisen wehrt sich noch

Wie die übrigen Institute mit ihren Osteuropa-Engagements umgehen werden, ist derzeit die Elfer-Frage. Morgan Stanley schätzt, dass die Banken rund 30 Mrd. Euro an Goodwill für in den vergangenen zehn Jahren gekauften Ostengagements in den Büchern haben, bei der Erste Group sind es in Summe 4,7 Mrd. Euro und somit 48 Prozent vom Eigenkapital, bei Raiffeisen (800 Mio. Euro) 14 Prozent und bei UniCredit satte 6,2 Mrd. Euro oder elf Prozent vom Eigenkapital.

Raiffeisen International (RI) bleibt dagegen bei der bisherigen Linie. Sie wird den Firmenwert ihrer Osttöchter laut einem Sprecher "definitiv nicht abschreiben", was hausintern mit "nicht so teuren Einkaufspreisen" begründet wird. Die Bank Aval (2005 um 856 Mio. Euro gekauft, zum 3,6fachen Buchwert) in der wackeligen Ukraine steht mit einem Goodwill von 418 Mio. in der RI-Bilanz, die russische Impexbank mit 313 Mio. Euro.

Analysten halten den Plan theoretisch für haltbar, bei der Bank-Austria-Mutter UniCredit sind sie skeptischer. Die Italiener hätten in Kasachstan, Ukraine und Serbien teuer eingekauft, Abschreibungen seien "wahrscheinlich". DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.02.2009)