Wien/Linz - Besonders junge Katholiken haben mit ihrem Kirchenoberhaupt derzeit Probleme, sagt Regina Polak, Leiterin des Instituts für praktische Theologie an der Uni Wien: "Tatsächlich praktizierende junge Katholiken gibt es ja nur sehr wenige." Laut der aktuellen österreichischen Jugendwertestudie macht diese Gruppe nur etwa vier Prozent der Jugend aus. "Diese aber leiden stark unter den konservativen Entscheidungen des Vatikans." Die Situation der jungen Katholiken erschwert der Umstand, dass sie sich vor der Gesellschaft dafür rechtfertigen müssen, in die Kirche zu gehen.

Papsttreu vs. aufmüpfig

Die katholische Jugendbewegung galt immer schon als kritisch. In Projekten wie der Sozialaktion "72h ohne Kompromiss" oder den "find-fight-follow"-Jugendgottesdiensten spiegelt sich der Mut zu unkonventionellen Mitteln wider, jedoch ohne dabei auf ihr Kirchenoberhaupt zu vergessen: Beim Weltjugendtag 2008 jubelten eine knappe halbe Million dem Pontifex maximus zu - doch junge Katholiken sind in der Akzeptanz des Papstes innerlich gespalten.

Bernhard Auer (17), Organist, Kantor und Pfarrgemeinderat für die Jugend in Pitten, ist mit dem Papst unzufrieden: "Von der Erzdiözese fühle ich mich noch eher vertreten als vom Vatikan. Was der Papst zurzeit macht, finde ich nicht gut, und ich glaube, dass es den meisten so geht wie mir." Theologiestudent Emanuel Huemer sieht das ähnlich. "Es müssen mehr Rücksprachen und eine Dezentralisierung erfolgen, um die Realität der Gläubigen besser zu verstehen."

Während es für Jugendliche früher selbstverständlich war, am Sonntag die Messe zu besuchen, beklagen Pfarren heute einen konstanten Rückgang an jungen Messgehern. Immer mehr Jugendliche, die dem Papier nach römisch-katholisch sind, zeigen Skepsis gegenüber der Kirche als Institution.

Bundesjugendseelsorger Markus Muth kennt die Problematik. "Ich bin es mittlerweile gewohnt, mich in der Spannung zwischen Jugend und Kirche zu bewegen. Oft fungiere ich als Übersetzer: Bei den Jugendlichen bin ich der Vertreter der Kirche und bei Kirchenleuten der Vertreter der Jugend." Es gebe auf beiden Seiten viel Halbwissen, er komme aber immer wieder darauf, dass es durchaus Gemeinsamkeiten gebe, "etwa bei Werten, weniger freilich bei Normierungen".

Auch Huemer findet Information deshalb wichtig, weil sie die Voraussetzung für Dialog und Kritik sei. Leider werde durch die Medien immer wieder ein negatives Bild der Kirche transportiert.

Jakob Eckerstorfer, Jugendseelsorger der Diözese Linz, will - nach Rücksprache mit der Diözese - keine Stellung zum Thema Weihbischof abgeben. Stattdessen verweist er - leicht kryptisch - auf die Bibelstelle Röm 10,15: "Wie lieblich sind die Füße derer, die den Frieden verkündigen, die das Gute verkündigen!" (Jakob Frühmann, Sebastian Fellner/DER STANDARD Printausgabe, 11. Februar 2009)