Wien - Die Ermittlungen nach dem Mord an dem Tschetschenen Umar I. in Wien gestalten sich auch knapp ein Monat danach zäh: Laut Staatsanwaltschaft Wien gibt es noch keine veröffentlichbaren Ergebnisse aus der Spurenauswertung, Geständnisse oder ein klares Motiv. Fünf wegen Beihilfe verdächtige Landsmänner des 27-jährigen Opfers sitzen nach wie vor in U-Haft, gegen drei weitere wird ermittelt. Die Kanzlei der Anwälte von I. steht mittlerweile unter Polizeischutz. Das bestätigten die Juristen nach einem entsprechenden Bericht der Wiener Stadtzeitung "Falter".

Israilov war am 13. Jänner auf offener Straße erschossen worden. Anschuldigungen, hinter der Tat könnten politische Gründe stecken, da der Flüchtling wegen Folter gegen den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow rechtlich vorgehen wollte, verstummen seither nicht. Vorwürfe der Politiker hätte während eines Besuches der Fußball-EM in Österreich im Juni 2008 festgenommen werden können, weißt die Staatsanwaltschaft (StA) zurück. "Wir gehen davon aus, dass wir hier keine österreichische Gerichtsbarkeit haben", so Sprecher Gerhard Jarosch. Die Tat sei von Tschetschenen in deren Heimatland verübt worden. Die Beweislage sei nach dem Prinzip "Aussage gegen Aussage" zudem zu dürftig. Als Geflohener habe I. gegen den Präsident ausgesagt, weitere Zeuge gebe es allerdings nicht.

Der "Falter" und die "Süddeutschen Zeitung" berichten in ihren aktuellen Ausgabe währenddessen über ein Gespräch mit jenem Asylwerber, der österreichischen Behörden bereits im Juni 2008 von Mordplänen erzählte. I. habe in Tschetschenien zwei Menschen getötet und daher viele Feinde in Wien gehabt, wird der Mann zitiert. Seine frühere Aussage bei der Polizei bestreitet er genauso wie die Angaben zu seiner Agenten-Identität im Auftrag Kadyrows: Der "verehrte" Präsident habe nichts mit dem Mord zu tun, er habe auch nie für ihn gearbeitet. (APA)