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Warm anziehen muss sich auch das Modehaus Gianfranco Ferré.

Foto: AP/Alberto Pellaschiar

Rom  - Die italienische Modeindustrie, ein Eckpfeiler von Italiens Wirtschaft, stöhnt unter dem Druck der internationalen Rezession. Der Nachfragenrückgang aus dem Ausland lässt auch die klangvollen Namen der italienischen Bekleidungsbranche zittern. Um Auswege aus der Krise zu suchen, die Tausende von Jobs bedroht, hat die italienische Modeindustrie Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu einem Gipfeltreffen gebeten.

Etliche Arbeitgeberverbände und die größten Gewerkschaften der Modebranche unterzeichneten einen Brief an Berlusconi. Darin mahnten sie ein "unaufschiebbares Treffen" ein, bei dem über die Folgen der Finanzkrise für die Textilindustrie beraten werden müsse. Sie forderten zugleich Investitionen und steuerliche Nachlässe.

"In der Textilbranche melden wir einen Nachfragerückgang von 30 bis 60 Prozent, doch die italienische Regierung denkt nur an die Autoindustrie und hat für sie schon ein Hilfspaket beschlossen, während sie uns vergessen hat", kritisiert Paolo Zegna, Vizepräsident des italienischen Industriellenverbands Confindustria. Dabei sei die Mode ein Eckpfeiler der italienischen Wirtschaft.

Prominentes Opfer

Der Krise in der Modebranche ist bereits ein prominenter Konzern zum Opfer gefallen. Der IT Holding, einer der größten Modegruppen Italiens, droht der Konkurs. Die Modeholding, der bekannte Marken des "Made in Italy" gehören, wurde unter Insolvenzverwaltung gestellt. Der Beschluss wurde vom Aufsichtsrat des Konzerns getroffen, der Schulden in Höhe von 295,4 Millionen Euro meldet. Dieser Schuldenberg ist zum Großteil auf eine Anleihe von 187 Millionen Euro zurückzuführen, mit der die IT Holding den Erwerb der Modegruppe Gianfranco Ferré finanziert hatte.

Vergebens hatte IT Holding in den letzten Monaten nach einem Käufer gesucht. Interesse für das Unternehmen hatte auch die Wiener Investmentgesellschaft Hardt Group Investment AG gezeigt, die über einen Private Equity-Fonds einen Rettungsplan vorgelegt hatte. Es kam jedoch zu keiner Einigung. "Die Finanzierungen für die Fortsetzung der normalen Unternehmensaktivitäten sind nicht mehr vorhanden", so der Aufsichtsrat. Die 1.800 Mitarbeiter des Unternehmens, das einen Jahresumsatz von 637 Mio. Euro meldete, zittern. Die in Mailand notierten Aktien von IT Holding, zu dem Brands wie Malo, Just Cavalli, Vjc Versace und John Galliano gehören, wurden vom Handel ausgesetzt. Im vergangenen Jahr hatte die im Börsensegment Star notierte Modeholding über 85 Prozent ihres Wertes verloren, was 45 Millionen Euro entspricht.

Wegen der Lage bei IT Holding musste die Modegruppe Gianfranco Ferré den Gläubigerschutz beantragt, dem Modehaus droht die Pleite. "Ferré ist die erste große italienische Modegruppe, die unter dem Druck dieser Krise zusammenbricht", sagte ein Firmensprecher. Ein Unternehmen aus Qatar, Abu Issa Holding, könnte an der Übernahme des Modehauses interessiert sein, sagte der Präsident des Konzerns, Ashraf Abu Issa, im Interview mit der Mailänder Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" am Mittwoch. "Wir überprüfen verschiedene Übernahmen. In Italien gibt es mehrere Unternehmen, die den Einstieg neuer Partner begrüßen würden. Auch Ferre könnte daran interessiert sein", sagte Abu Issa. (APA)