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Peugeot-Chef Christian Streiff verteidigt Staatshilfen.

Foto: Reuters/Gonzalo-Fuel

Nach dem ersten Verlust seit zehn Jahren will sich Frankreichs größter Autobauer, PSA Peugeot Citroën, in Europa von 11.000 Mitarbeitern trennen. Trotz Standortzusagen an die Regierung in Paris im Gegenzug zu Milliardenkrediten sollen auch in Frankreich 6000 bis 7000 Beschäftigte freiwillig ausscheiden.

Insgesamt sind die Verkäufe von Neuwagen in Europa stark gesunken. Der Europäische Autoherstellerverband spricht von Einbußen von 26 Prozent im Jänner 2009 gegenüber dem Vormonat, als noch 924.666 Einheiten verkauft wurden. Deutschland und Tschechien erneuerten gegenüber Frankreich scharf den Vorwurf von Protektionismus.

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Wien/Paris/Brüssel - Die schlechten Nachrichten in der europäischen Automobilbranche reißen nicht ab. Die Verkäufe von Neuwagen in Europa sind im Jänner 2009 um gut ein Viertel im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken. Dies sei ein viel stärkerer Rückgang als erwartet, sagte der Generalsekretär des Europäischen Autoherstellerverbandes (ACEA), Ivan Hodac.

In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass die Verkäufe vom Dezember 2008 mit 924.666 Einheiten, gerechnet für die EU 27, um 26 Prozent einbrachen. Noch nie seien Einbußen in diesem Umfang beobachtet worden, erklärte der ACEA-Präsident und Renault-Chef Carlos Ghosn bei einem Besuch in Brüssel. Das größte Minus muss Spanien mit minus 43 Prozent hinnehmen. Deutschland kam hingegen mit minus 16 Prozent noch relativ gut davon. Umgelegt auf das ganze Jahr bedeutet dies, dass die Pkw-Verkäufe von noch 15,9 Millionen im Jahr 2007 auf 14,7 Millionen im Vorjahr zurückgingen.

Gleichzeitig verteidigte Frankreich seinen von den EU-Mitgliedern als zu protektionistisch kritisierten Plan, die französische Autoindustrie samt ihren Zulieferer schützen zu wollen: Man schütze die Jobs, breche damit aber keine EU-Regeln, erklärte Christian Streiff, Chief Executive des zweitgrößten europäischen Autobauers PSA Peugeot Citroen bei Präsentation der Zahlen von 2008.

2008 ist ein Nettoverlust von 343 Millionen Euro angefallen, so Streiff. Analysten hatten trotz der Wirtschaftskrise im Schnitt einen Gewinn von rund 180 Millionen Euro erwartet. 2007 war noch ein Überschuss von 885 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Der Umsatz fiel um 7,4 Prozent auf 54,36 Milliarden Euro und lag damit ebenfalls deutlich unter den Analystenerwartungen.

Am Montag hatte Peugeot ebenso wie Renault drei Milliarden Euro zinsgünstiger Kredite vom französischen Staat erhalten, um besser gegen die aktuelle Krise gerüstet zu sein. Peugeot erklärte nun, gemeinsam mit anderen Finanzquellen werde der Kredit den Finanzierungsbedarf von rund vier Milliarden Euro für die Verkaufs- und Produktionsaktivitäten im Jahr 2009 decken.

Diese Hilfen erzürnte einmal mehr die tschechische EU-Ratspräsidentschaft. Deren Ratschef, Mirek Topolánek, will bei EU-Sondergipfeln den wachsenden Hang zu Protektionismus diskutieren (siehe Artikel rechts oben).

Auch der Absatz des Volkswagenkonzerns brach im Jänner ein, und zwar um 21,3 Prozent auf 382.000 Fahrzeuge. Nach VW-Angaben ging der Weltmarkt um 24,1 Prozent zurück. "Die weltweiten Auslieferungen des Konzerns und der Kernmarke Volkswagen haben sich damit im Jänner vergleichsweise besser entwickelt als die des Wettbewerbs. In wichtigen Märkten konnten wir außerdem unsere Marktanteile weiter ausbauen", übte sich Konzernvertriebschef Detlef Wittig am Mittwoch in Optimismus. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.02.2009)