Colombo - Bei schweren Gefechten zwischen der Armee und den Tamilen-Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) sind im Nordosten Sri Lankas erneut zahlreiche Zivilisten getötet worden. Armeesprecher Udaya Nanayakkara sagte, LTTE-Kämpfer hätten am Dienstag mindestens 17 Zivilisten erschossen, die aus dem Kampfgebiet fliehen und sich in die Obhut der Regierung begeben wollten. 69 weitere Zivilisten seien verletzt worden. Die LTTE warf der Armee ihrerseits am Dienstag vor, durch wahllosen Artilleriebeschuss am Vortag 36 Zivilisten getötet und 76 weitere verwundet zu haben.

Die Regierung kritisiert, die LTTE hindere die zahlreichen im Kampfgebiet festsitzenden Zivilisten gewaltsam an der Flucht und missbrauche sie als menschliche Schutzschilde. Nach Angaben der Rebellen harren die Zivilisten dagegen freiwillig aus, weil sie sich nicht in die Hände des Militärs begeben wollen. Die Rebellen kontrollieren nur noch einen kleinen Landstrich an der Nordostküste der Insel, wo sie von der Armee eingekesselt sind. Die Regierung verweigert Journalisten den Zugang zum Kampfgebiet. Bis Ende vergangener Woche hatten unabhängige Quellen mindestens 2000 getötete Zivilisten und dieselbe Anzahl Verwundeter registriert.

Rettung über Seeweg

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) teilte am Dienstag mit, man bereite die Rettung von 400 Verletzten und Kranken aus dem LTTE-Gebiet über den Seeweg vor. Fischer brächten die Opfer mit kleinen Booten zu einer gecharterten Fähre, die dann Kurs auf die Hafenstadt Trincomalee im Regierungsgebiet nehmen soll.

Einen Tag nach einem der LTTE zugeschriebenen Selbstmordanschlag im Nordosten stieg die Zahl der Opfer auf 30, davon 20 Soldaten und zehn Zivilisten. Nach Armeeangaben wurden 64 Menschen verwundet, als sich eine Attentäterin in einem Auffanglager der Armee für Flüchtlinge aus dem LTTE-Gebiet in die Luft sprengte. Nach Angaben der Regierung ist bisher 17.000 Zivilisten die Flucht gelungen. Hilfsorganisationen schätzen die Zahl der noch festsitzenden Zivilisten auf mehr als 200 000, die Regierung geht dagegen von weniger als der Hälfte aus.

Aus Protest gegen Zensur stellte der britische Sender BBC am Dienstag die Belieferung der staatlichen Sri Lankan Broadcasting Corporation (SLBC) mit Radionachrichten ein. Die BBC teilte mit, Grund sei die "absichtliche Beeinträchtigung" durch Unterbrechungen des BBC-Programms. SLBC-Chef Hudson Samarasinghe habe die Zensur eingeräumt und gesagt, er sei dazu in Zeiten des Krieges verpflichtet. Zahlreiche BBC-Nachrichten über den Bürgerkrieg in den Landessprachen Singhalesisch und Tamilisch waren in den vergangenen Wochen auf der UKW-Frequenz von SLBC nur teilweise übertragen worden.

Die BBC teilte weiter mit, sie werde die Programme in den Landessprachen weiterhin auf Kurzwelle ausstrahlen. Englischsprachige BBC-Nachrichten werden auf UKW immer noch von der privaten Radiostation MBC gesendet. Sri Lankas Regierung hatte die BBC wegen ihrer angeblich zu positiven Berichterstattung über die LTTE scharf kritisiert. Journalisten in dem südasiatischen Land berichten von Einschüchterungsversuchen bei regierungskritischer Berichterstattung. Vor einem Monat war der Chefredakteur der kritischen Zeitung "Sunday Leader", Lasantha Wickrematunga, ermordet worden. (APA/dpa)