Im Leben kommt es manchmal vor, dass man nichts geschenkt kriegt. Um das zu erkennen, muss man gar nicht Generalsekretär der Industriellenvereinigung sein. Es hilft nur möglicherweise, dass das auch so bleibt.

Andererseits bringt ein Blick in die Vergangenheit der so unscheinbar mit "IV" abgekürzten Lobby diese gar nicht so mühsam hergeleitete These auch schon wieder ins Wanken: Mit Knauserern pflegt man sich dort nämlich gar nicht erst abzugeben. Wir erinnern uns, dass es der IV einst zu nationalem Aufsehen gereichte, als sie einmal mehr als 100.000 Euro für eine gut gemeinte Website eines ebensolchen Ministers locker machte. Der Minister ließ dafür regelmäßig sein "Mehr privat, weniger Staat"-Dogma vom Stapel und widersprach seinem eigenen Stehsatz auch sogleich, indem er seine Kinderfotos von der Homepage flugs wieder entfernte.

Mehr Staat, dagegen wehren sich jetzt auch wieder einige, allen voran die Banken, denen die Milliarden aus dem Republikssäckel geradezu aufgenötigt werden (müssen). Dass es im Gegenzug Obergrenzen bei den Managergehältern geben soll, stößt vielen sauer auf - unter anderem dem IV-Generalsekretär, Herrn Beyrer. Er sieht in der Diskussion "eine Art Populismus-Wettbewerb" - spricht's, und stellt die Sinnfrage in den Raum.

Denn woran sonst soll diese Aussage rütteln, wenn nicht an den Grundfesten der Industriellenvereinigung? "Wettbewerb" jedweder Art, das ist genau das, was die IV nicht müde wird, einzumahnen - komme, was wolle, und geschehe, was sich nicht verhindern ließ. Artig wie eine Gebetsmühle wird da der freie Markt angehimmelt, der sich schon von selbst reguliert, wenn man ihm nicht zuviel dreinpfuscht. Einem "Populismus-Wettbewerb" sollte die KHG-gestählte IV also durchaus gewachsen sein, sollte man glauben. Zumal es doch die Industrie ist, wo die großen Brötchen gebacken werden.

Den Banken würden die staatlichen Gelder "nicht geschenkt", sondern sie müssten dafür "hohe Zinsen zahlen". Und überhaupt bekomme man "gute Manager nur dann, wenn die Leistung entsprechend entlohnt wird", machen die Industriekapitäne jetzt ganz auf Klabautermann. Gute Spitzenpolitiker sind nach dieser Logik schon seit längerer Zeit nicht mehr zu haben - ein Schluss, der einen noch viel mehr ins Grübeln bringen könnte als die Befindlichkeiten der Gehaltskonten vieler (oft nur) so genannter Spitzenkräfte aus der Wirtschaft, der sich aber auch beharrlich weigert, richtig zu sein.

Was die IV in ihrem eigenen "Populismus" einmahnt, ist die Lufthoheit über das Wohlbefinden des kleinen Volks der Top-Verdiener. Das anzuführen sie sich aufopfert, auf dass ihm das Schlimmste erspart bleibe - nur noch das Doppelte des Bundespräsidenten zu verdienen, beispielsweise.

Sollen die Manager-Gehälter also begrenzt werden? Wenn solche Diskussionen damit ein für alle Mal erledigt sind: Ich bitte darum. (Martin Putschögl, derStandard.at, 10.2.2009)