Foto: Filmladen
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Käthe Kratz

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Sie waren neun, zehn, zwölf Jahre alt, als ihre Eltern sich am Bahnhof von ihnen verabschiedeten - zum Teil schon mit der Ahnung, dass sie ihre Kinder nie mehr wiedersehen würden: 1938 gehörten Lucy Benedict, Lore Segal und Anne Kelemen zu jenen jüdischen Flüchtlingen, die mit so genannten Kindertransporten nach Großbritannien gelangten. Eine Erfahrung, die noch heute als prägend, als nicht wieder zu schließender Riss in der eigenen Lebensgeschichte empfunden wird.

"Kein Mensch verlässt leichtfertig seine Heimat." - Vielleicht habe ich Glück gehabt, der jüngste Dokumentarfilm der österreichischen Regisseurin Käthe Kratz, stellt den Erinnerungen der drei Frauen die Erzählungen von vier Jugendlichen gegenüber, die ebenfalls alleine, ohne Angehörige aus ihren Heimatländern geflüchtet sind. Die nun allerdings als "unbegleitete Minderjährige" in Österreich ein mehr als unsicheres Leben zwischen Angst vor Abschiebung und dem Hoffen auf einen positiven Asylbescheid führen.

Beide Themenkreise alleine würden mehr als einen Film füllen. Ihre Parallelführung bleibt eher oberflächlich. Die Unterschiede, die dabei auftauchen, werden nicht weiter thematisiert. Der Film lässt wenig Raum für Zwischentöne, im Dienste des Arguments wird hier vieles kurz gehalten und geschlossen, dessen nähere Betrachtung durchaus wünschenswert wäre. Stattdessen wird auf die Wirkung von Emotionen gesetzt, werden kurze Exkurse zu den fernen Familien der Jugendlichen unternommen, und diese dann wiederum mit Videoaufnahmen und Fotos davon konfrontiert. Die Berichte von Fluchtrouten oder von der Ankunft in einem gänzlich unbekannten Land unterlegt der Film immer wieder mit illustrierenden Aufnahmen.

Das alles gibt Vielleicht habe ich Glück gehabt einen fahrigen Charakter. Die bloße Relevanz der Themen, die er aufwirft, reicht für eine geglückte Dokumentation nicht aus.
(DER STANDARD, Printausgabe, 9.1.2003)