Irgendwie ist es ein Kreuz mit dem Niveau von TV-Debatten: Nicht nur bei Privatsendern - die haben zwischen "Talk"-Wahn, Kuriositätenbesessenheit und Betroffenheitskitsch selten Anspruch auf Qualität erhoben, haben's gern knallig. Wie wenig auch Öffentlich-Rechtliches in die Tiefe geht, das hat uns "Im Zentrum" eindrücklich vorgeführt.

Foto:ORF/Milenko Badzic

"Driftet die katholische Kirche nach rechts?", war das Thema. Um es kurz zu machen: Auch nach 70 Minuten wurde diese Frage nicht einmal im Ansatz beantwortet. An den Diskutanten allein kann es nicht gelegen haben. Die waren angenehme, zivilisierte Gesprächspartner, theologisch fast durch die Bank gebildet. Mit dem jüdischen Schriftsteller Doron Rabinovici hatte der ORF sogar für einen bewährten Angreifer vorgesorgt. Aber es wurde dennoch nichts draus.

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Kein Wunder: Es reicht eben nicht, ein so komplexes Thema inhaltlich ausschließlich auf eine umstrittene Bischofsernennung und den vatikanischen Umgang mit der antisemitischen Pius-Bruderschaft zuzuspitzen. Papstkritik im Comic-Format ist fad. So blöde ist Benedikt XVI. wohl nicht.

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Höhepunkt des Flachwassers: der gescheiterte Versuch, zu klären, wie das mit Exkommunikation im Katholischen läuft. "Da sind wir offensichtlich des Kirchenrechts nicht so kundig, um das auflösen zu können", entschuldigte sich die Moderatorin. Schade. Wär' gut gewesen. Bei dem Thema. (Thomas Mayer, DER STANDARD; Printausgabe, 10.2.2009)

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