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Ein Milliarden-Projekt: Der Großraumtransporter Antonov soll in Graz umgerüstet werden. Die Großfinanziers sprangen jetzt aber ab.

Foto: Reuters

Graz - Setzt das als "größte steirische Industrieansiedelung" apostrophierte "Antonov-Projekt" zur Bruchlandung an?
Die ehrgeizigen Pläne steirischer Unternehmer, das russische Transportflugzeug Antonov 124 in Graz umzurüsten und dafür eine Industrieinfrastruktur im Ausmaß von 600 bis 700 Mio. Euro und einigen hundert Arbeitsplätzen auf die Füße zu stellen, geraten bedrohlich ins Schwanken. Nicht zuletzt als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die zwei Hauptinvestoren zogen sich bereits zurück. Die steirische RLB-Beteiligungs- und Treuhandgesellschaft, die 62 Prozent an der Antonov-Projektfirma LFT Holding hielt, ist im Dezember abgesprungen, Standard-Informationen zufolge ebenso das - stets geheimgehaltene - türkisch-britische Finanzkonsortium, das an der zweiten Antonov-Firma, der Luftfahrttechnik-Projektentwicklungs GmbH, zuletzt 49 Prozent hielt.

Firmenzentrale aufgelöst

Zudem wurde jetzt die Firmenzentrale der Luftfahrttechnik-Projektgesellschaft, die vom Land mit 200.000 Euro subventioniert wurde, de facto aufgelöst. Der Bürobetrieb wurde aufs Minimum reduziert, nur Geschäftsführer Hartmut Funtan residiert noch an der Grazer Adresse.
Übriggeblieben mit dem luftigen Großprojekt sind die drei Unternehmer Gilbert Frizberg (Verbund-Aufsichtsratspräsident und Gesellschafter der Hereschwerke), Ex-Pankl-Chef Ernst Wustinger, sowie der Eigentümer des Autozulieferbetriebs TCM, ÖVP-Landtagsabgeordneter Manfred Kainz. Der VP-Politiker gibt sich trotz des Unbills noch nicht geschlagen: "Es ist noch nicht aus. Natürlich ist es nicht einfacher geworden, aber wir glauben noch daran. Jetzt haben halt wir ordentlich viel Geld in die Hand genommen." Auch Projekt-Geschäftsführer Hartmut Funtan übt sich in Zweckoptimismus: "Wir warten natürlich alle, dass sich die Krise reguliert oder abschwächt. Wir als Projektentwickler haben unseren Job gemacht, jetzt geht es auf Eigentümerseite um die Finanzierung." Die russische Seite soll dem Papier nach 1,6 Mrd. Euro in die Hand nehmen.

Steirisch-Ukrainisch

Das steirisch-russisch-ukrainische Projekt sieht die Errichtung einer Flugzeugindustrie am derzeitigen Grazer Militärflughafen Nittner, angrenzend an den zivilen Airport, vor. Sollte der Standort nicht halten, könnte nach Wien ausgewichen werden. Laut Plan soll hier im Westen die zivile Großtransportmaschine des Typs Antonov 124 "westernized" , auf westlichen Standard, gebracht werden. Ursprünglich waren die ersten Bauarbeiten laut Vertrag mit dem ukrainischen Flugzeughersteller Aviation of Ukraine für 2009 angekündigt worden. Der aktuelle Plan sieht die Realisierung ab 2011 vor. (Walter Müller, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 10.3.2008)