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330.000 Hektar Land sind in Australien von den Flammen verwüstet worden, wie hier in Christmas Hills im Bundesstaat Victoria. Die Zahl der Toten dürfte laut Behörden auf mehrere hundert steigen.

Foto: Getty Images/Dawson

Kein Ende der Brände in Australien: Montagabend (Ortszeit) hieß es von Behördenseite, dass nach wie vor für mehrere Dörfer und Siedlungen des Bundesstaats Victoria die Gefahr bestehe, Opfer der Flammen zu werden. Obwohl die Temperaturen in der Nacht auf Montag von bis zu 46 Grad auf etwa 25 Grad zurückgefallen sind, brachen erneut Brände aus. Die Trockenheit der letzten Monate hat die Vegetation weitflächig zu Zunder werden lassen. Mindestens 750 Häuser wurden komplett vernichtet, 330.000 Hektar Land verschlang das Feuer in Victoria, im benachbarten New South Wales und South Australia.

Der australische Premierminister bezeichnete die Brände am Montag unter Tränen als "die größte Naturkatastrophe, die dieses Land erlebt hat". Nur langsam wird das ganze Ausmaß der Tragödie klar. Rettungskräfte drangen im Verlauf des Montags weiter in die Gebiete ein, in denen die Brände vom Wochenende gelöscht werden konnten. Den Helfern präsentiert sich ein geradezu apokalyptisches Bild. Unter dem Schutt völlig zerstörter Häuser finden sie oftmals verkohlte Leichen. 173 Tote wurden bestätigt.

Identifizierung wird dauern

Die Kleinstadt Marysville nordöstlich von Melbourne ist komplett niedergebrannt und wurde am Montag von der Polizei gesperrt. Experten sind dabei, eine bisher unbekannte Zahl von Toten zu bergen. "Es dürfte Wochen oder Monate dauern, bis wir die vielen Opfer identifiziert haben", so Polizeisprecher Greg Hunt. Verschiedene Behördenvertreter wollen inzwischen nicht mehr ausschließen, dass die Zahl der Todesopfer in die Hunderte gehen könnte.

Vielerorts irrten Menschen zwischen Trümmern umher, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben - und nicht selten Familienangehörige. Die Heilsarmee hat mehrere Geistliche vor Ort geschickt, die sich um die Traumatisierten kümmern. "Es ist eine unaussprechliche Tragödie", sagte der Pfarrer Arthur Ford. Auch die Armee kam im Katastrophengebiet zum Einsatz.

Im australischen Parlament in Canberra wurden unterdessen die Geschäfte vertagt. Politiker sprachen den Betroffenen ihr Beileid aus. Vize-Premierministerin Julia Gillard sagte, die Tragödie sei "jenseits des Vorstellungsvermögens". In der Zwischenzeit fahndet die Polizei fieberhaft nach Brandstiftern. Ein 31-jähriger Mann und ein 15-jähriger Bub wurden in New South Wales wegen des Verdachts auf Brandstiftung festgenommen. Vielfach hätten aber auch Blitzschläge Feuer ausgelöst, hieß es von Experten.

Öfter extreme Feuergefahr

Laut dem nationalen Forschungsinstitut Csiro und der Meteorologischen Anstalt stehen dem Kontinent "gefährlich Jahrzehnte" bevor. Der Zeitraum der Buschfeuer, wie die im Sommer oft auftretenden Waldbrände in Australien genannt werden, werde in Zukunft früher beginnen und später enden, so die Forscher. Bereits 2007 habe es im Südosten des Kontinents deutlich mehr Tagen gegeben, an denen die Feuergefahr "extrem" gewesen sei. Bis zum Jahr 2020 werde die Zahl solcher Extremtage um bis zu 65 Prozent zunehmen. Wie groß die Gefahr tatsächlich werde, hänge von der Entwicklung des Klimawandels ab, so Experten des Instituts.

Der Forscher Kevin Hennessy bringt das Risiko für ein Buschfeuer mit dem zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen in Verbindung. Dieser habe zu einer Erhöhung der Durchschnittstemperaturen geführt, so Hennessy, was wiederum "eindeutig das Risiko für Buschfeuer" erhöhe. (Urs Wälterlin aus Canberra/DER STANDARD-Printausgabe, 10.2.2009)