Wien  - 2013 werden die Karten in der EU-Agrarpolitik neu gemischt. Angesichts EU-weiter Konjunktur- und Bankenpaketen waren sich österreichische und europäische Agrarexperten einig, dass sich der Kampf um das Agrarbudget für die nächste Finanzperiode 2014 bis 2020 verschärfen wird und die Landwirtschaft vor "signifikanten Umstellungen" steht, wie es der ehemalige Agrarkommissar und Präsident des Ökosozialen Forums, Franz Fischler, zu Beginn der heurigen Wintertagung formulierte.

"Die Wirtschaftskrise wird die Tendenz verschärfen, dass auch in der Landwirtschaft der Rotstift angesetzt werden wird", bekräftigte auch der Generalsekretär des Landwirtschaftsministeriums, Reinhard Mang, der heuer wegen der zeitgleich stattfindenden Regierungsklausur in Vertretung des neuen Landwirtschaftsministers Niki Berklakovich an der größten österreichischen agrarpolitischen Fachtagung teilnahm.

Einzig Michael Schmitz vom Institut für Agrarpolitik der Justus-Liebig-Universität Gießen beurteilte die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Agrarwirtschaft dagegen als "begrenzt". Die Gründe dafür liegen seiner Meinung nach in der niedrigen Einkommenselastizität für Nahrungsmittel und Agrarrohstoffe sowie in den stabilen Absatzmärkten für Agrarexporte. Zudem weise die Landwirtschaft relativ hohe Eigenkapitalquoten auf und erfreue sich einer soliden Kreditversorgung durch Volksbanken und Sparkassen.

Vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen wie einer steigenden Weltbevölkerung, dem Klimawandel und knapp werdender natürlicher Ressourcen komme gerade der Landwirtschaft künftig die Aufgabe zu, nicht zur Lebensmittel zu produzieren, sondern auch als Manager dieser Ressourcen zu agieren, beschrieb Alexander Müller, Generaldirektor-Stellvertreter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der FAO in Rom, die künftige Rolle der Agrarwirtschaft. Denn schon jetzt sei die Landwirtschaft für 70 Prozent des Wasserverbrauches der Welt verantwortlich.

Stark steigender Energiebedarf

Zwischen Energie und Landwirtschaft werde es eine engere Verschränkung geben müssen, weil sich der Energiebedarf laut Müller bis 2050 verdoppeln wird. "Der Ölpreis wird stärker denn je den Brotpreis definieren", sagte der Experte. Daher brauche der Weltmarkt mehr erneuerbare Energien.

Für all diese Leistungen müsse die Landwirtschaft aber honoriert werden, betonte Alois Heißenhuber, Professor an der Technischen Universität München-Weihenstephan. Nur wenn man künftig die Zahlungen an die Bauern auch mit entsprechenden Leistungen rechtfertigen könne, werde man in der Bevölkerung auch in Zukunft für Agrarförderungen Akzeptanz finden. Pauschale Abgeltungen lehnt er dagegen ab.

Für die österreichische Agrarpolitik sieht Mang für die Zeit nach 2013 die Entwicklung der Märkte und die internationalen Rahmenbedingungen als zentrale Punkte. Wenngleich die Ausgangsbedingungen für Österreich gut seien - "wir sind mit der laufenden Agrarpolitik nicht so unzufrieden" -, so müsse sich Österreich den Märkten "noch mehr und professioneller nähern", sagte Mang.

Schwerpunkte im Milchbereich

Schwerpunkte will das Agrarressort schon heuer im Milchbereich setzen, wo über die Neubewertung des Fettgehalts in der Milch ab April 12,5 Mio. Euro zusätzlich in den Sektor fließen. Erleichterung komme zudem seitens der EU durch die Wiederbelebung der Exporterstattung und der Intervention. Ab 2010 wird den Milchbauern mit 26 Mio. Euro über die Milchkuhprämie unter die Arme gegriffen bzw. seien weitere 26 Mio. Euro aus dem Bereich der Ländlichen Entwicklung zur Stärkung des Milchsektors veranschlagt.

Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Gerhard Wlodkowski, warnte davor, im Zuge der Diskussion um eine Neuorientierung die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) wieder zu renationalisieren. Er sprach sich zudem gegen eine Kürzung des EU-Agrarbudgets aus. (APA)