Wien - Staatsanleihen gelten in der Finanzkrise als sicherer Hafen und haben das Geld vieler Anleger angelockt. Das gilt auch für Anleihenfonds und andere, festverzinsliche, wenig riskante Wertpapiere. In Österreich waren im Dezember 2008 rund 55 Milliarden Euro in Rentenfonds veranlagt, 43,7 Prozent des Gesamtvermögens. Doch Anleihefonds sind in der Krise nicht gewachsen, sondern gar um mehr als zehn Milliarden Euro geschrumpft.
Der Grund: Zahlreiche Investmentfonds haben nur unterdurchschnittlich abgeschnitten. Viele haben zu früh auf riskantere Wertpapiere gesetzt, etwa Hypotheken. Das prominenteste Beispiel dabei ist die größte deutsche Fondsgesellschaft DWS. Ihre Rentenfonds haben deutlich an Volumen eingebüßt, nach Zahlen der Financial Times Deutschland (FTD) sank das verwaltete Vermögen in den Rentenfonds um knapp sechs Milliarden auf 15 Mrd. Euro. Die magere Rendite hatte Anleger aus den Produkten ge-trieben. So büßte etwa der Flaggschiff-Fonds "DWS Inrenta" im letzten Jahr 10,9 Prozent ein, der Vergleichsindex des Fonds hat aber um 6,6 Prozent zugelegt. Dem "DWS Vermögensbildungsfonds R" erging es ähnlich. Statt einer deutlich positiven Rendite standen 2008 nur 0,05 Prozent zu Buche.
Trotz AAA auf dem Boden
Die DWS-Fondsmanager sind, so etwa Inrenta-Manager Johannes Müller, mit ihren Fonds aus den europä-ischen Staatsanleihen ausgestiegen - deutlich bevor diese hohe Kursgewinne erzielten. Im Falle des Inrenta-Fonds sind nur fünf Prozent in europäischen Staatsanleihen investiert geblieben.
Dafür hat der Fonds fast ein Viertel seines Geldes auf dem Markt für verbriefte Hypothekarkredite, sogenannten Asset-Backed Securities (ABS), investiert, in der Hoffnung, dass sich die Kurse dort von ihren Tiefstständen erholen. Doch der Markt für ABS ist immer noch auf dem Boden. Nach Daten des Informationsanbieters Markit notieren selbst die mit einem AAA-Rating bestbewerteten ABS-Papiere noch mit einem Abschlag von rund 60 Prozent. Neben den verbrieften Hypothekeninvestments haben viele DWS-Fonds auch in Bankanleihen investiert. Mehr als ein Drittel des gesamten Inrenta-Portfolios sind etwa in diesen Schuldtiteln investiert.
Umschichtung
Dass die Fondsmanager aufs falsche Pferd gesetzt haben, nämlich relativ riskante und illiquide Werte statt sichere Staatsanleihen, entzieht der Fondsgesellschaft auch hohe Einnahmen. Sie hätte mit den abgeflossenen sechs Mrd. Euro Anlagevermögen knapp 40 Mio. Euro jährlich verdient; bei einer, im Rentenbereich üblichen, durchschnittlichen Gebühr von 0,7 Prozent.
Laut FTD sind die hohen Investitionen der DWS-Manager in die riskanten, verbrieften Hypothekenkredite zum Teil durch eine Umschichtung im Investmenthaus zu erklären. Die Deutsche-Bank-Tochter hatte, wie andere Gesellschaften auch, einen eigenen ABS-Fonds. Doch nach massiven Mittelabflüssen mussten wesentliche Teile liquidiert werden. Ein Drittel der Wertpapiere, knapp eine Milliarde Euro, sei in den anderen Fonds der DWS gelandet. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.2.2009)