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In Peking 2008 war Weidlinger 27. über 10.000 Meter. In London 2012 will er Marathon laufen.

APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

Wien - Die Prater-Hauptallee kann man sich gar nicht oft genug anschauen. Günther Weidlinger, der von der Bahn auf die Straße umgestiegen ist und am 19. April in Wien sein Marathon-Debüt gibt, nimmt am Sonntag (10 Uhr) im Rahmen eines Winterlaufs die halbe Distanz unter die Beine. Weidlinger rennt nicht von der Spitze weg, im Gegenteil, er soll das Feld von hinten aufrollen. So bekommen 400 Hobbyläufer einen Eindruck davon, mit welchem Speed der 30-Jährige unterwegs ist. Auf dem letzten Kilometer weist sich, ob Weidlinger die fünf Minuten vor ihm gestartete Andrea Mayr einholen kann. "Catch me if you can" heißt das System, gleichzeitig das Motto der Berglauf-Weltmeisterin, die ebenfalls für den Vienna City Marathon (VCM) übt.

Der Oberösterreicher Weidlinger hat sich vorgenommen, Gerhard Hartmanns Marathonrekord (2:12:22; 1986) zu brechen. Er ist mit viel Engagement bei der Sache. Nach Trainingslagern in Australien und Spanien hat er seit September 2700 Kilometer intus, 2000 sollen folgen. Das ergibt oft 225 Kilometer pro Woche, aufgeteilt auf zwölf Einheiten, Mittwoch- und Sonntagnachmittag sind frei.

Freilich gehe es, sagt Weidlinger, nicht nur um die Quantität, sondern um die Qualität des Pensums. "Es dürfen keine leeren Kilometer dabei sein. Kilometerfressen genügt nicht." Er weiß immer genau, wie flott und mit welchem Puls er unterwegs ist. Im regenerativen Dauerlauf etwa hat er einen Kilometerschnitt von 4:10 Minuten, sein Puls liegt bei 123 Schlägen. Weidlinger ist prinzipiell rasch unterwegs, 3:45/km fallen ihm leichter als 4:30.

Den Wien-Marathon wird er mit 3:07 bis 3:08 angehen, Veranstalter Wolfgang Konrad wird seinem Star den einen oder anderen Tempo-Macher zur Seite stellen. Er ist stolz darauf, dass Österreichs bester Langstreckenläufer beim VCM debütiert, stellt Weidlinger auf der Homepage (Blog, Gewinnspiel) in die Auslage, finanziert ihm mithilfe von Powerade (Coca-Cola) noch ein weiteres dreiwöchiges Trainingslager in Viareggio, Italien. Der Athlet wiederum fühlt sich bestens betreut. "Ich bin Berufssportler, ich muss auch die Marke Günther Weidlinger verkaufen."

"Wie ein Mähdrescher"

Das Marathonmann sagt, er freue sich auf jeden einzelnen Trainingstag. Aktuell macht ihm ein spezielles Gewichtsproblem zu schaffen. Im Trainingslager in Spanien hat er 2,5 Kilogramm abgenommen, bei 1,69 Meter Körpergröße bringt er noch 52 Kilo auf die Waage. "Dabei esse ich eh wie ein Mähdrescher. Ich muss rasch wieder auf 55 Kilo kommen, und ich muss aufpassen, dass mein Immunsystem nicht geschwächt wird." Tipps fürs Marathondebüt hat er sich auch in einem ausführlichen Gespräch mit Weltrekordler Haile Gebrselassie geholt (2:03:59). "Dass ich ja nichts übertreiben soll, hat er gesagt. Und dass ich beim ersten Marathon sowieso nicht alles zerreißen werde." Viele reden von Fabelzeiten, die sie auch Weidlinger zutrauen, er selbst redet nur vom Rekord. Der ist fabelhaft genug. (Fritz Neumann. DER STANDARD Printausgabe 07.02.2009)