Es ist schon erstaunlich, wie sich Menschen die Wirklichkeit zurechtbiegen können. Man könnte es auch Schönreden nennen, was hochbezahlte Organe der Verstaatlichtenholding ÖIAG dieser Tage zum Besten geben.

Die AUA schrammt knapp an der Bruchlandung vorbei, der teilstaatlichen Airline droht das Geld auszugehen – und was sagt der seit acht Jahren mit ihren Geschicken befasste, tief in (verfehlte) Strategie und Personalpolitik verstrickte Vertreter der Republik Österreich? Er sehe kein Fehlverhalten, das rechtlich zu ahnden sei, sondern allenfalls Fehleinschätzungen einzelner Manager. Und diese Verantwortung nehme er selbstverständlich auf sich, versichert ÖIAG-Alleinvorstand Peter Michaelis.

Das ist, mit Verlaub, nicht nur eine Beleidigung für den Hausverstand des zur Kasse gebetenen Steuerzahlers, sondern auch ein Schlag ins Gesicht jener AUA-Beschäftigten, die nun auf Gehalt verzichten müssen, auf Kurzarbeit gesetzt werden und möglicherweise trotzdem ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Mag sein, dass das Übernehmen von Verantwortung für Michaelis darin besteht, dem glücklos agierenden und politischen Zurufen verpflichteten Ex-AUA-Chef Alfred Ötsch eine Million Euro Abfertigung auszuzahlen.

In dem Fall wäre freilich das Auszahlen einer fürstlichen Abfertigung die beste Investition. Denn mit Post und Telekom schiebt der ÖIAG-Chef seit Jahren Debakelanwärter vor sich her. Nicht auszudenken, wie fulminant eine auf den ÖIAG-Bahnhof verschobene ÖBB entgleisen würde. (DER STANDARD; Print-Ausgabe, 6.2.2009)