Schwaighofer strebt nach Klubstärke.

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Standard: Herr Schwaighofer, die Demontage des Salzburgers Johannes Voggenhuber kurz vor den Landtagswahlen kam für Sie zur Unzeit. Wie groß ist der Schaden?

Schwaighofer: Ich hoffe, dass am Schluss gar kein Schaden überbleibt. Die Debatte um Voggenhuber flaut schon massiv ab. Viele können zwischen Landtag- und EU-Wahlen schon unterscheiden.

Standard: Ganz so kann es nicht sein. Es gibt einen Leserbrief eines Sprechers der Salzburger Grünlandschützer, Wilfried Rogler: Er meint, die Grünen seien überhaupt nicht mehr wählbar.

Schwaighofer: Die gibt es auch. Es braucht Überzeugungsarbeit, gerade Wilfried Rogler müsste differenzieren: Was ist unsere Position und was die Position des Bundes.

Standard: Kommt die interne Auseinandersetzung nach den EU-Wahlen wieder?

Schwaighofer: Das muss kein Dauerschaden sein.

Standard: Ist es hilfreich, wenn Parteichefin Eva Glawischnig in Salzburg im Wahlkampf auftritt?

Schwaighofer: Das werden wir sehen. Wenn sie zu unserem Kampagnenthema Energiewende etwas sagt, wird es hilfreich sein.

Standard: Wird sie kommen?

Schwaighofer: Das wissen wir nicht genau, das ist noch offen. Sie ist in Kärnten engagiert. Es werden aber auf jeden Fall Nationalratsabgeordnete kommen.

Standard: Wirkliche Freude hätten Sie offenbar nicht, wenn Glawischnig auftaucht.

Schwaighofer: Na ja, wenn die Bundessprecherin auftaucht, kann ich nicht beleidigt sein. Wir werden aber schauen, wie sich die Sache entwickelt. Es ist noch offen.

Standard: Zu welcher EU-Position tendieren Sie mehr? Voggenhuber oder Ulrike Lunacek?

Schwaighofer: Wo unterscheidet sich die Position? Es ist falsch zu behaupten, Voggenhuber wäre ein kritikloser EU-Befürworter.

Standard: Wenn es keinen Unterschied gibt, war die Demontage also eine persönliche Rachegeschichte?

Schwaighofer: Es war eine Entscheidung, die damit zu tun hat, dass Johannes Voggenhuber ein "Schwieriger" ist.

Standard: Ist durch die Affäre Voggenhuber Ihr Wahlziel, ein drittes Mandat und Klubstatus zu erreichen, gefährdet?

Schwaighofer: Die Chance, dass wir zulegen, besteht nach wie vor. Jetzt geht es darum, unser Kernthema Energiewende präsent zu machen.

Standard: Sie treten zum dritten Mal als Spitzenkandidat an. Wenn Sie das dritte Mandat nicht erreichen: Machen Sie trotzdem weiter?

Schwaighofer: Ich versuche eine Trainerhaltung einzunehmen: Vor dem Spiel denke ich nicht über die Niederlage nach.

Standard: Ein Trainer kann über einen Sieg nachdenken. Sie sind 58, wie lange wollen Sie weitermachen?

Schwaighofer: Dann spielen wir schon eine ganze Meisterschaft.

Standard: Der Grün-Wahlkampf ist ganz auf Ihre Person zugeschnitten. Warum verstecken Sie die auch bei Insidern kaum bekannte Listenzweite Astrid Rössler?

Schwaighofer: Wir verstecken Sie nicht. Wir haben den Schluss gezogen, dass ich nach zehn Jahren einen höheren Bekanntheitsgrad habe. Wir haben angesichts unserer beschränkten Mittel kaum eine Chance, zwei, drei Personen in den Köpfen der Wähler zu verankern.

Standard: Sie arbeiten in einer Kultureinrichtung. Die Kultur-Interessenvertretung „Dachverband Salzburger Kulturstätten" hat die Kulturpolitik des Landes extrem gelobt. Sehen Sie das auch so?

Schwaighofer: Ich sehe keinen Grund, Danke zu sagen. Es gibt ja Zyklen bei den Zuwendungen an die Vereine, wir haben eben ein Wahljahr. Man muss auch ehrlich sagen, es waren gute Jahre für das Landesbudget. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 6.2.2009)