Bild nicht mehr verfügbar.

Giuseppe Englaro mit einem Bild seiner Tochter, die seit 16 Jahren im Koma liegt. Ihr Wagen geriet am 18. Jänner 1992 auf der vereisten Fahrbahn ins Schleudern. Seither wird sie künstlich am Leben erhalten.

Foto: APA

Rom - Die Kirche und italienische Regierungsparteien kämpfen gegen die Zeit, um die italienische Koma-Patientin Eluana Englaro am Leben zu halten. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi überlegt eine Verordnung, um den Abbruch der künstlichen Ernährung für die 38-Jährige zu verhindern.

"Wir könnten eingreifen", sagte Berlusconi. Damit würde es jedoch zu einem gravierenden Konflikt mit der Justiz kommen, weil das Kassationsgericht in Rom, der dritten und letzten Instanz im italienischen Justizsystem, im November der Familie Englaro das Recht zugesprochen hatte, die künstlicher Ernährung für Eluana zu einzustellen.

Eluana Englaro befindet sich seit Montag in einer Privatklinik in Udine, die sich bereiterklärt hat, ihre künstliche Ernährung abzubrechen. Zuvor war sie in einer katholischen Klinik in der lombardischen Stadt Lecco versorgt worden. Die Gesundheitsbehörden der Region Friaul Julisch Venetien riefen die Klinik in Udine auf, auf ihre Pläne zu verzichten und Eluana am Leben zu halten. Die Klinik-Leitung bekräftigte jedoch ihren Willen, die künstliche Ernährung einzustellen, wie es die Familie Englaro wünsche.

Die Vize-Sozialministerin, Francesca Martini, warnte vor der Gefahr, dass Eluanas Tod zum gefährlichen Präzedenzfall werden könne, der die Rechte der Behinderten und der Schwächeren in unserer Gesellschaft gefährden könnte. Im italienischen Parlament wird derzeit unter dem Druck von Staatschef Giorgio Napolitano über einen Gesetzesentwurf zur Einführung der Patientenverfügung diskutiert.

Der Präsident der italienischen Bischofskonferenz CEI, Angelo Bagnasco, warnte, dass Italien die Tore zur Euthanasie öffnen werde, sollte die künstliche Ernährung für Eluana beendet werden. Es handle sich um einen "schweren und traurigen Augenblick" für Italien, sagte der Kardinal. Er hoffe noch immer, dass die Entwicklung nicht unumkehrbar sei.

Der Präsident des Päpstlichen Rates für Krankenpastoral, Kardinal Javier Lozano Barragan, bekräftigte seine Verurteilung der geplanten Sterbehilfe für Eluana. Er sprach von einem "widermenschlichen Akt" und einer "falschen Lösung für das Drama des Leidens". In verschiedenen Orten Italiens fanden Gebetswachen für Englaro statt. (APA)