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Peter Michaelis: Sobald das Closing des Lufthansa-Einstiegs bei der AUA vollzogen ist, werde er als Aufsichtsratspräsident der Airline gehen.

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Wien - "Es gibt einen Plan B, und ich hoffe, dass der nie kommt, denn dann kommt eine echte Redimensionierung. Austrian Airlines wäre dann eine Vienna Airlines oder so ähnlich." Das Horrorszenario, das AUA-Aufsichtsratschef Peter Michaelis am Donnerstag zeichnete, fiel ungewöhnlich deutlich aus.

Nachdem das AUA-Vorstandsduo Andreas Bierwirth und Peter Malanik zuvor bereits Konkursgefahr attestiert hatte (der Standard berichtete exklusiv), gestand erstmals auch ÖIAG-Alleinvorstand Michaelis ein, dass die AUA "ganz massiv dagegen ankämpft, in die Nähe einer Insolvenz zu kommen" . Und: Dass es sein könnte, dass die 200 Millionen Euro Staatshilfe nicht ausreichten, um die teilstaatliche Airline über die vertiefte Prüfung (durch die EU-Wettbewerbskommission) bis zur endgültigen Übernahme durch Lufthansa zu bringen. Falls man einen Teil der 500 Millionen Euro, die Lufthansa mit auf den Weg bekommt, früher anzapfen müsse, wäre dies in Brüssel zu verhandeln.

Beschluss am Montag

"Wenn das verschärfte Sparpaket, das noch heuer 225 Millionen Euro Kostenersparnis bringen soll, rasch und erfolgreich umgesetzt wird, dann steht die AUA nicht vor der Pleite", sagte Michaelis. Das Restrukturierungsprogramm, dem am Donnerstag der Tyrolean-Betriebsrat zugestimmt hat, soll am Montag vom AUA-Aufsichtsrat beschlossen und zügig umgesetzt werden. Falls der Mix aus Kurzarbeit, Teilzeit, Urlaubsabbau, Strecken- und Flottenkürzungen nicht reiche, seien "andere Maßnahmen zu überlegen". Die AUA hat rund 8000 Beschäftigte.

"Ein Konkurs wäre der GAU", stellte Michaelis klar. "Eine Liquidierung würde allerdings ein Vielfaches dessen kosten, was wir Lufthansa mit auf den Weg geben." Den 200-Millionen-Kredit muss AUA beim Closing zurückzahlen, sonst können die Schulden in Höhe von 500 Millionen Euro (ist laut EU-Recht eine Restrukturierungsbeihilfe, Anm.) nicht erlassen werden.

Lufthansa richtiger Partner

Die Entscheidung für die Lufthansa verteidigte Michaelis einmal mehr. Lufthansa sei mit ihrem Multi-Hub-System der richtige Partner, die AUA müsse sich ihren Freiraum in diesem Verbund aber erst erarbeiten. Auch habe man gut verhandelt, sogar besser als die Swiss. Er sei zuversichtlich, sagte er, in drei Jahren den Besserungsschein im Volumen von 160 Millionen Euro einlösen zu können.

Dass die EU die AUA-Übernahme mit so strengen Auflagen belegen könnte, dass Lufthansa vom Kauf zurücktritt, darüber wollen Michaelis und auch ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Miba-Chef Peter Mitterbauer ebenso wenig nachdenken wie über ein mögliches aktienrechtliches Fehlverhalten des soeben vorzeitig abgelösten AUA-Chefs Alfred Ötsch. "Man muss unterscheiden zwischen einem Fehlverhalten, das rechtlich zu ahnden ist, und Fehleinschätzungen durch das Management", sagte Michaelis, der bei Ötsch offensichtlich Letzteres gegeben sieht. "Der Zeitpunkt für Ötschs Rückzug war richtig. Jetzt beginnt die Neuzeit für das Unternehmen."

Sorgfaltspflicht genüge getan

Die anhaltende Kritik, die ÖIAG habe bei der AUA als bestimmender Aktionär zu lange zugewartet, politische Einflussnahme zugelassen und aufgrund des Festhaltens an der - laut Branchenkennern unhaltbaren - Stand-alone-Variante wertvolle Zeit für die Sanierung verloren, konterten Michaelis und Mitterbauer so: "Wir haben unserer Sorgfaltspflicht im Aufsichtsrat sicher immer Genüge getan." Die rapide Talfahrt der Luftfahrt sei nicht absehbar gewesen, weshalb das im Sommer aufgesetzte Sparprogramm nun verschärft werde.

Mitterbauer, der sich weitere Privatisierungen wünscht, sagte, dass Michaelis "volles Vertrauen genießt" und die ÖIAG "keine Interventionen von Parteisekretären braucht" . (ung, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 6.2.2009)