Washington/Ottawa - Auch die Bischöfe in den USA haben die Äußerungen des lefebvrianischen Bischofs Richard Williamson zum Holocaust verurteilt. Die Äußerungen seien "zutiefst verletzend und gänzlich falsch", sagte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Francis George. "Kein Katholik, ob Laie, Priester oder Bischof, kann jemals die Erinnerung an die Shoah verneinen", fügte der Erzbischof von Chicago hinzu.

Zugleich wandte sich George deutlich gegen "jeden Ausdruck von Antisemitismus". Die US-Bischöfe fühlten sich weiterhin verpflichtet, "die Bande des Vertrauens und gegenseitigen Verständnisses mit unseren älteren Brüdern und Schwestern, dem jüdischen Volk, zu stärken".

"Akt der Gnade"

Die Aufhebung der Exkommunikation der lefebvrianischen Bischöfe nannte George "einen Akt der Gnade". Die vier Bischöfe müssten aber den heutigen Lehren der Kirche und insbesondere den Ergebnissen des Zweiten Vatikanischen Konzils voll zustimmen.

Anders als manche Reaktionen nahe legten, sei der 1988 vom abtrünnigen Erzbischof Marcel Lefebvre zum Bischof geweihte Richard Williamson kein unbeschriebenes Blatt, was die Leugnung des Holocaust angehe. Auch sonst habe der 1971 zum Katholizismus konvertierte Sohn eines anglikanischen Pfarrers durch krude Ansichten auf sich aufmerksam gemacht.

Polizei wollte schon 1989 ermitteln

Wie die US-Zeitung "National Catholic Reporter" berichtet, stand die kanadische Polizei schon 1989 kurz davor, gegen den gebürtigen Briten zu ermitteln, weil er gegen das kanadische Gesetz gegen Volksverhetzung verstoßen haben soll. Bei einer Rede in Quebec habe er "den Juden" vorgeworfen, für den Modernismus und die Korruption in der katholischen Kirche verantwortlich zu sein. Damit war er sich durchaus einig mit Lefebvre, der im August 1985 in einem Brief an Johannes Paul II. die "Juden, Kommunisten und Freimaurer" für den Glaubens- und Sittenverfall in der katholischen Kirche verantwortlich machte.

Zugleich hat Williamson bereits 1989 in Kanada erklärt, dass nicht ein einziger Jude in den Gaskammern der Nationalsozialisten gestorben sei. Der Holocaust sei ein "Mythos", damit der Westen die Gründung des Staates Israel unterstütze. Zugleich lobte der Brite die Bücher des deutschen Holocaust-Leugners Ernst Zündel - darunter Titel wie "Hitler, wie wir ihn liebten und warum" und "Starben wirklich sechs Millionen?".

Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 behauptete Williamson ferner, Gott gebrauche "die Araber und die Juden", um den "verderbten Westen" zu züchtigen. Die Formulierung vom "verderbten Westen" (gniloj zapad) stammt aus der Geisteswelt der russischen Nationalkonservativen des späten 19. Jahrhunderts, mit der Williamson demnach sonst wenig anfangen konnte. Im November 1991 warnte er Frauen davor, an Aktivitäten teilzunehmen, bei denen sie "unziemliche Kleidung" tragen müssten, etwa bei athletischen Wettkämpfen oder Tennisspielen. (APA)