Brüssel/New York - Nach der UNO hat auch die Europäische Union wegen der Beschlagnahmung von UNO-Hilfsgütern in Gaza durch Polizisten der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas protestiert. "Wir sind sehr besorgt. Aber wir hoffen, dass dies ein einmaliger Zwischenfall ist", sagte eine Sprecherin der EU-Kommission, Alix de Mauny. Sollte sich ein ähnlicher Vorfall wiederholen, werde man die entsprechenden Konsequenzen ziehen, warnte de Mauny.

Die EU ist einer der größten Geldgeber der Palästinenser. Die EU-Kommission hat den Palästinensern 2008 rund 625 Millionen Dollar (485 Millionen Euro) gespendet - allerdings unter Umgehung der Hamas.

UNO fordert umgehende Rückgabe des Diebesguts

Die Vereinten Nationen äußerten sich erneut empört und forderten die umgehende Rückgabe des Diebesguts: Die UNO verurteilt den Übergriff "in den schärfsten Worten", wie die stellvertretende UNO-Sprecherin Marie Okabe am Mittwoch in New York sagte. Der UNO-Nothilfekoordinator John Holmes teilte mit: Die Vereinten Nationen könnten die "Entwendung von Hilfen durch eine Konfliktpartei unter keinen Umständen akzeptieren". Die Organisation und ihre Partner versuchten ihr Möglichstes, um den 1,5 Millionen Bewohnern des Gazastreifens humanitäre Hilfe zu leisten. Eine Beschlagnahme von Hilfslieferungen wie am Mittwoch durch die Hamas gefährde jedoch den Einsatz, führte Holmes weiter aus.

Zuvor hatte schon der Chef des UNO-Hilfswerks für die Palästinenser (UNRWA), Chris Gunness, das Verhalten der Hamas als "absolut inakzeptabel" verurteilt. Nach Angaben des UNRWA beschlagnahmten die Hamas-Mitglieder 4.000 Pakete mit Lebensmitteln und 3.500 Decken. Die Hamas-Regierung im Gazastreifen begründete ihr Vorgehen damit, dass die Güter unter der gesamten Bevölkerung des Gazastreifens ausgegeben werden sollten und nicht nur an Flüchtlinge. Laut Guness drangen die Polizisten in ein Lager der UNO in Gaza ein, nachdem sich das Hilfswerk geweigert hatte, die Waren an das von der Hamas geführte Sozialministerium abzuliefern. Hamas-Sozialminister Ahmad Kurd stritt die Aktion nicht ab. Die israelische Regierung erklärte, die Hamas habe auch in der Vergangenheit bereits Hilfsgüter und Spenden internationaler Organisationen gestohlen.

Augenzeugen: Israel beschoss Frachter mit Hilfsgütern 

Die israelischen Streitkräfte haben nach Angaben von Augenzeugen am Donnerstag einen Frachter beschossen, der Hilfsgüter für die palästinensische Bevölkerung vom Libanon in den Gazastreifen bringen wollte. Die Marine habe dreimal auf das Schiff geschossen, berichteten Reporter der Fernsehsender Al-Jadid und Al-Jazeera. Verletzt worden sei niemand. Anschließend hätten Soldaten an Bord die Besatzung bedroht. Der Frachter sei von 18 israelischen Schiffe umringt und zum Umkehren aufgefordert worden.

Das israelische Militär wollte den Zwischenfall weder bestätigen noch dementieren. Die unter togolesischer Flagge fahrende "Tali" hatte den Libanon am Dienstag mit Hilfsgütern und acht Aktivisten und Journalisten an Bord verlassen.

Bei einer Razzia im Westjordanland erschossen indessen israelische Soldaten am Donnerstag einen 21 Jahre alten militanten Palästinenser. Der Anführer der Gruppe Islamischer Jihad in Kabatia sei bewaffnet gewesen und habe Anschläge gegen Israel geplant, erklärten die Streitkräfte. In seinem Haus seien Waffen und Munition gefunden worden. (APA/AP)