Linz - Eine staatliche Lehramtsbefähigung für Religionslehrer aller Glaubensgemeinschaften fordern die Grünen in Oberösterreich. Sie soll an einer Pädagogischen Hochschule oder einer öffentlichen Universität abgelegt werden. Bundesrat Efgani Dönmez und Bildungssprecher Klubobmann Gottfried Hirz sprachen sich in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz für eine Angelobung der Religionslehrer auf die Verfassung aus.

Dönmez: "Oberflächliche Kosmetik"

Für den türkischstämmigen Dönmez geht das Maßnahmenpaket, auf das sich Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) geeinigt haben, zwar in die richtige Richtung, sei aber nur "oberflächliche Kosmetik". Er und Hirz kritisierten, dass die Maßnahmen lediglich für islamische Lehrer gelten würden und plädierte für eine Ausweitung auf alle Religionsgemeinschaften.

Auch die Kontrolle der Religionslehrer solle man nicht allein den Glaubensgemeinschaften überlassen, so Hirz. Der Staat bezahle die Lehrer und dürfe daher die Kontrolle nicht völlig aus der Hand geben. Es müsse auch die Möglichkeit geben, "einzelne problematische Lehrer zu sanktionieren". Kritik übte der Bildungssprecher auch an Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer, der nebenbei auch Obmann des Christlichen Lehrervereins ist: "Darin sehe ich eine prinzipielle Unvereinbarkeit."

Ausbau des Ethik-Unterrichts

Hirz trat für einen Ausbau des Ethik-Unterrichts als Alternativangebot zu den konfessionelle Religionsstunden ein. Die Schüler sollten frei wählen können, aber eines von beidem verpflichtend besuchen. Eine derartige Variante hat auch Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) bereits angeregt. Den Vorschlag, einen Ethikunterricht nur für jene einzuführen, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben, unterstützte am Mittwoch auch der FPÖ-Abgeordneten Manfred Haimbuchner. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl wandte sich entschieden gegen eine Abschaffung des Religionsunterrichts.

Initiative fordert Rücktritt Shakfehs

Dönmez warnte davor, Muslime nun pauschal in eine bestimmte Ecke zu stellen, denn ein großer Teil sei säkulär eingestellt. Er wünsche sich, dass auch andere islamische Strömungen in Österreich besser eingebunden werden, die sich von der IGGiÖ "zu Recht nicht vertreten fühlen". Zu Kritik an deren Präsidenten Anas Schakfeh, sagte er: "Solange man in den gleichen Gewässern fischt, wird nichts anders werden."

Eine Rücktrittsaufforderung an Shakfeh kam am Mittwoch von der "Initiative liberaler Muslime Österreich" (ILMÖ). Dieser habe verschwiegen, dass die in der kürzlich präsentierten Studie kritisierten Islamlehrer auch an mehr als einhundert öffentlichen und privaten Kindergärten sowie in Moscheen lehren würden. Die ILMO forderte daher die Suspendierung aller islamischen Fachinspektoren. Die Organisation übte zudem scharfe Kritik an der IGGiÖ: Diese habe derzeit weniger als 300 Mitglieder, 30 Prozent ihrer Wähler hätten keine österreichische Staatsbürgerschaft und keinen Wohnsitz in Österreich. (APA)