Graz/Wien - Der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari hat die Ernennung Gerhard Maria Wagners zum Linzer Weihbischof verteidigt. Gleichzeitig hat er Vorwürfe zurückgewiesen, dass der Vatikan im Alleingang entschieden habe. "In Erwägungen über andere Kandidaten und auch über Dr. Gerhard Wagner waren wir Bischöfe sehr wohl mehrmals einbezogen. Am Ende entscheidet der Papst", sagt Kapellari in der Mittwoch-Ausgabe der "Kleinen Zeitung".

"Unbequeme Herausforderung"

Die Entscheidung für Wagner ist nach Ansicht Kapellaris "eine unbequeme und schwerwiegende Herausforderung an ihn selbst und an die sehr ausgeprägten gegensätzlichen Flügel in der Kirche von Linz, ihre Verantwortung für die gemeinsame Kirche zu erkennen und in Praxis umzusetzen. Da gibt es von beiden Seiten her viele Möglichkeiten zum Guten."

Kirchenspaltung

Heftige Kritik übt der steirische Bischof an einer aus Wien kommenden Pfarrerinitiative und an der Aktion dreier ÖVP-Politiker (derStandard.at berichtete). Diesen Weg gehe er nicht mit, er könnte zu einer Kirchenspaltung führen, meint Kapellari.

Ebenso wie der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn kritisiert Kapellari auch die Wiederaufnahme des Holocaust-Leugners Richard Williamson in die Kirche: "Das war eindeutig ein schwerer politischer Fehler." Kapellari betont aber, dass die Pius-Bruderschaft weiterhin außerhalb der römisch-katholischen Kirche stehe, ihre vier Bischöfe seien zwar von der Exkommunikation befreit worden, sie seien aber weiterhin suspendiert. (APA)