Die Union St. Florian muss sich einen neuen Chef suchen. Ausgerechnet Leo Windtner hält das für absolut notwendig. "Es gibt Dinge, die man nicht vereinbaren kann." Zum Beispiel: ÖFB-Präsident und Vereinspräsident von St. Florian sein. "Schiefe Optik." Wobei der Regionalligaklub künftig nicht darben wird müssen, Windtner wohnt ja gleich um die Ecke, und er wird schon auf seine Burschen schauen. Inoffiziell. Kontakte hat er ja, und Oberösterreicher halten immer z'samm. Wie Steirer, Salzburger oder auch Kärntner. Die Funktionen im Skipool und in der Bundessportorganisation wird Windtner voraussichtlich ruhend stellen. Sofern man ihn nicht vom Gegenteil überzeugt.

Im Fußball gibt es den Sechser. Der räumt im Mittelfeld auf, ist quasi aufs Verhindern aus, baut das Spiel von hinten auf. Die Sechser werden unterschätzt, sie schießen selten Tore. Sie rennen, grätschen, beißen, zwicken, kratzen. Windtner trug bei Union St. Florian das Leiberl mit der Nummer sechs. "Ich war immer der Aufräumer."

Die Windtners haben St. Florian praktisch nie verlassen. Sie leben im Schatten des Stifts, Papa und Großpapa waren Zimmermänner, der 1950 geborene Leo fiel aus der Reihe (obwohl er ein braves Kind war), hat in Wien Handelswissenschaften studiert. "Ich habe gar kein Problem mit Wien." Trotzdem wurde er Bürgermeister in St. Florian. Im roten Wien wäre er als ÖVPler chancenlos gewesen, Windtner kennt seine Grenzen.

Nach zehn Jahren Bürgermeisterschaft hat er beschlossen, "kein Berufspolitiker zu werden. Eine historische Entscheidung, darauf bin ich stolz." 1978 (Córdoba!) trat er in die Energie AG Oberösterreich ein, 1994 wurde er Vorstandsvorsitzender. Ein Schelm, wer denkt, bei der Bestellung könnte die Politik eine Rolle gespielt haben. "Ich trage Verantwortung für 7000 Mitarbeiter." Und für drei Töchter, aber die sind erwachsen und aus dem Schneider.
1996 wurde Windtner ehrenamtlicher Präsident des oberösterreichischen Verbandes. Am 28. Februar 2009 wird er zum Chef des bundesweiten Fußballs gewählt.

Eigentlich wurde Günter Kaltenbrunner als Favorit gehandelt, aber der Leo ist ein Beißer, ein Macher, ein Kind unseres Fußballs. Vor ein paar Wochen hatte er erklärt, keine Zeit zu haben. "Durch die Strukturreform habe ich es mir anders überlegt. Man hat dieselbe Verantwortung, aber weniger Arbeit. Beruflich bin ich sowieso einmal die Woche in Wien. Und das Internet funktioniert in St. Florian ausgezeichnet." (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 4.2. 2009)