Wien - Über vielen auf grüner Wiese geplanten neuen Shoppingcenter-Projekten wächst das Gras. Die Goldgräberstimmung unter den Investoren ist auch in Österreich vorüber. Der Bau von Zentren verzögert sich oder wird überhaupt eingestellt. Statt in neue Standorte investiert, wird nun lieber Bestehendes und Bewährtes modernisiert.

Bereits in den vergangenen Jahren wurden lediglich 40 bis 50 Prozent der geplanten Einkaufscenter realisiert, analysiert die Beratungsgesellschaft Standort+Markt. Und künftig würden es noch weniger.

67 der 137 aktuellen österreichischen Bauvorhaben gelten mittlerweile nur noch als vage. 2007 wiesen 54 Projekte eine geringe Realisierungswahrscheinlichkeit auf.

Fix auf der Bauliste stehen nunmehr 38 Einkaufs- oder Fachmarktzentren, im Jahr zuvor waren es 45. Generell erfolge frisches Flächenwachstum vor allem über Erweiterungen. Die durchschnittlich Größe der geplanten Bauten nehme ab. Die meisten neuen Standorte entstehen in Niederösterreich und der Steiermark. Abgeschlagen ist Vorarlberg, dafür verantwortlich sind strengere Raumordnungsgesetze.

Die Branche kehre von der Goldgräberstimmung zurück zu solider Arbeit, sagt Marcus Wild. Der Chef der Spar European Shopping Centers (SES), die 19 Einkaufscenter in Österreich und Osteuropa betreibt, führt seit kurzem den Europa-Vorsitz des internationalen Branchenverbands ICSC (Council of Shopping Centers). Investoren hätten in der Vergangenheit für neue Immobilien "teils abenteuerliche Preise" gezahlt. Viele Anleger seien durch die oft fehlende seriöse Arbeit vergrämt. Mit den im Zuge der Finanzmarktkrise eingeschränkten Kreditmöglichkeiten nehme die Zahl der potenziellen Betreiber nun ab - und damit der Konkurrenzkampf.

Zurückhaltung in Osteuropa

SES selbst setzt mit seinen Zentren mehr als zwei Milliarden Euro um. Das schwache konjunkturelle Umfeld habe die Umsätze bisher nicht schmelzen lassen, sagt Wild. Unter den Mietern hielten sich in etwa fünf Prozent bei ihrer Expansion zurück - mehr Vorsicht als in Österreich ließe der Handel in Osteuropa walten. In Österreich zeichneten sich Probleme in den Centern allein durch strengere Rauchergesetze ab: Das klassische Kaffeehaus gerate unter Druck, neue Gastronomietypen seien gefragt.

Spar investiert derzeit 80 Millionen Euro in eine Einkaufsarena in Vöcklabruck. In Zadar in Kroatien wird ab Herbst neu gebaut, in Slowenien ein bestehendes Center erweitert. Und in zwei Jahren soll in Laibach auf 35.000 Quadratmetern ein Standort entstehen.

Was die Öffnungszeiten betrifft, so könne Österreich die Entwicklungen in den Nachbarländern auf Dauer nicht einfach ignorieren, ist Wild überzeugt. "Wir müssen aufpassen, was rund um uns passiert." Österreich sollte ähnliche Wettbewerbsbedingungen haben wie das restliche Europa. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2009)