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"Abwrackprämie möglich", Autopreise steigen.

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Berlin Ganz genau weiß man es erst am heutigen Dienstag, wenn das Flensburger Kraftfahrtbundesamt die offiziellen Zahlen über Neuzulassungen im Jänner vorlegt. Dann wird klar sein, wie hart die Wirtschaftskrise die deutsche Automobilindustrie trifft. Doch schon bevor die offiziellen Zahlen bekannt wurden, war in der Branche Aufatmen bemerkbar. "Es zeichnet sich ab, dass die Umweltprämie bereits in der zweiten Monatshälfte zu einer spürbaren Belebung des Geschäfts geführt hat. Die Menschen gehen wieder in die Autohäuser, die Bereitschaft zum Autokauf wächst", sagt Matthias Wissmann, Chef des Verbands der Deutschen Automobilindustrie. Vor allzu großer Euphorie warnt jedoch der Verband der Autoimporteure (VDIK). "Die paar Tage machen noch keinen Sommer aus", erklärt ein Sprecher, der mit einem Rückgang im zweistelligen Prozentsatz rechnet.

"Abwrackprämie" heißt die von der Bundesregierung im zweiten Konjunkturpaket vorgesehene Maßnahme in Deutschland. 2500 Euro bekommt, wer sein altes Auto verschrotten lässt und sich dafür einen Neuwagen zulegt. Den Zuschuss für den Kauf eines Neu- oder Jahreswagens gibt es, wenn ein Auto verschrottet wird, das mindestens neun Jahre alt ist. Zum Vergleich: In Österreich erhält man nur 1500 Euro, das Auto muss außerdem 13 Jahre alt sein.

1,5 Milliarden Euro stellt die deutsche Regierung im Rahmen dieser Prämie zur Verfügung. Es könnten sich also 600.000 Kunden den Kauf des Neuwagens subventionieren lassen. Zunächst zeigten die Deutschen vor allem Interesse an ausländischen Kleinwagen, bei denen die 2500 Euro Verschrottungsprämie besonders ins Gewicht fallen. So verkaufte Renault im Jänner in Deutschland deutlich mehr Dacia als im Dezember 2008. Doch mittlerweile melden auch Mercedes, BMW und Audi gestiegene Nachfrage.

Positiv bewertet die Automobilindustrie auch, dass nach jahrelangen Verhandlungen nun in Deutschland auch Klarheit über die künftige Kfz-Besteuerung herrscht. Ab Juli wird diese nicht mehr nach Hubraum bemessen, sondern nach dem Ausstoß des schädlichen Kohlendioxids. Steuerfrei ist eine Basismenge von 120 Gramm pro Kilometer. Bis 2014 sinkt diese Grenze auf 95 Gramm pro Kilometer. Darüber wird jedes Gramm zwei Euro Steuern kosten.

Wermutstropfen für die Kunden: Durch die Schrottprämie steigen auch die Preise für Neuwagen, weil die Händler auf die gestiegene Nachfrage reagieren. Auch die Rabatte werden laut Experten geringer ausfallen, weil die Händler beim Verhandeln auf die Abwrackprämie verweisen. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2009)