Den Worten nach hat die sich ausbreitende Finanz- und Wirtschaftskrise nicht nur die Werktätigen erfasst, sondern auch Österreichs Politiker. Neo-Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner wissen, dass 355.000 unselbstständig Erwerbstätige ohne Arbeitsplatz ein großes Problem sind. Und sie wissen, dass es quasi stündlich mehr werden. Sie setzen Zeichen - und sich bei der Verkündigung der schlechten Nachrichten selbst in ein Arbeitsamt im (einstigen) Paradearbeiterbezirk Favoriten.

Die Wahl des Orts zeugt immerhin von Takt und Gefühl. Bei den Maßnahmen, die angesichts der rasant vergrößerten Menge an schlecht ausgebildeten Menschen ohne Job notwendig wären, lässt die Treffsicherheit hingegen zu wünschen übrig. Wohl gießen die Arbeitsmarktpolitiker ein Füllhorn an Maßnahmen aus, ein klares Konzept ist aber nicht erkennbar. Es stimmt schon, die Finanzkrise ist im Herbst überraschend über Europa hereingebrochen, und die Industrie reagiert darauf drastischer als in der Vergangenheit.

Dass man dem rapiden Auftrags- und Arbeitsplatzschwund mit Kurzarbeit, Altersteilzeit und noch mehr Schulungen Herr werden kann, scheint aber unwahrscheinlich. Denn Kurzarbeit verzögert wohl den Verlust von Arbeitsplätzen, löst aber nicht das Problem. Weil offensichtlich kranke Strukturen wie in der Autoindustrie konserviert werden. Das Rezept kann nicht in Aussitzen oder Durchtauchen bestehen, das ist dem Ernst der Lage nicht angemessen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2009)