Bild nicht mehr verfügbar.

Der Potala in Tibets Hauptstadt Lhasa. Vor dem Palast befindet sich seit rund 300 Jahren die so genannte Schöl-Stele. Wie der Wiener Anthropologe Guntram Hazod nun herausfand, stand diese ursprünglich an einem Hügelgrab im Tal Tri.

Foto: China Photos/Getty Images

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Schöl-Stele vor dem Potala auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1921.

Foto:Archiv

Wien - Das Rätsel rund um ein bedeutendes Wahrzeichen der tibetischen Geschichte konnte nun von einem Wiener Anthropologe gelöst werden: Bei einer Forschungsreise in dem Himalaya-Land fand Guntram Hazod heraus, dass die vor dem Potala Palast in Lhasa stehende Schöl-Stele ursprünglich in dem Tal Tri östlich der tibetischen Hauptstadt stand.

Die Inschriften auf der rund fünf Meter hohen Stele stammen aus der Mitte des 8. Jahrhunderts und gelten als das früheste Zeugnis der tibetischen Schrift. Sie repräsentieren zugleich eine überaus bedeutende Quelle zur Geschichte des imperialzeitlichen Tibets (7. bis 9. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung).

Das erste historische Zeugnis für den Standort der Stele in Lhasa bilden Wandgemälde aus dem 17. Jahrhundert. "Mehrere Hinweise in den Quellen verweisen aber auf einen ursprünglich anderen Standort", so Guntram Hazod von der Forschungsstelle Sozialanthropologie der ÖAW. Im Zuge seiner Feldforschung erkannte Hazod im Vorjahr als Herkunftsort der Stele schließlich das Tal Tri. Er geht davon aus, dass die Stele über 900 Jahre an diesem Platz gestanden hat, bevor sie Ende des 17. Jahrhunderts - nach Errichtung des Potala-Palastes - nach Lhasa transportiert wurde.

Großes Hügelgrab entdeckt

Weiters entdeckte Hazod ein Hügelgrab, das in seiner Form und mit einer Länge von etwa 65 Metern mit den größten der tibetischen Königsgräber vergleichbar ist. Seine Lage unmittelbar neben dem ursprünglichen Standort der Stele lasse auf einen direkten Zusammenhang mit den Inschriften schließen, d.h.,"dass das Grab aller Wahrscheinlichkeit nach die Ruhestätte jenes Mannes ist, dem die Inschriften gewidmet sind", so Hazod.

Dabei handle es sich um Ngänlam Tagra Lukhong, einen bedeutenden Heerführer und Großminister des tibetischen Reiches. Den Inschriften zufolge führte er die tibetischen Truppen zum Sieg über China und besetzte mit seiner Armee 763 n.Chr. kurze Zeit die chinesische Hauptstadt. "Der Text der Inschrift war jedoch vermutlich nicht das Motiv für die Überführung der Stele nach Lhasa, wo sie in einem neuen Kontext und als ein Element des architektonischen Ensembles des Potala eingeführt wurde", so Hazod. (APA/red)