So fest kann die Schlinge gar nicht sitzen, als dass Emma Peel sich daraus nicht befreien könnte. Arte wiederholt "Mit Schirm, Charme und Melone".

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Sogar im Abschied war Emma Peel umwerfend: "Und nicht vergessen: In gefährlichen Situationen, nicht die Melone abnehmen", sagte sie zu John Steed in Folge 131, Titel: "Auf Wiedersehen, Emma Peel". Und fügte hinzu: "So mancher Gentleman hat sich dabei schon den Schnupfen geholt!" Steed grinste verzückt zum Abschied.

Männer lagen ihr meistens zu Füßen. Wegen des Charmes, vor allem aber aufgrund ihrer Karatekenntnisse. John Steed (Patrick MacNee) und Emma Peel (Diana Rigg) lieferten sich in der britischen TV-Serie "The Avengers" (zu Deutsch: "Die Rächer"; das Fernsehen übersetzte behäbiger, aber einprägsam "Mit Schirm, Charme und Melone") Wortgefechte und kämpften für ein besseres Dasein. Größenwahnsinnige Wissenschafter, unkontrollierbare Roboter und andere seltsame Kreaturen trieben ihr Unwesen.

Vor allem beeindruckte aber das Styling und das visionäre Bekenntnis zur sexuellen Selbstbestimmung der Frau. Peel nahm gelebte Emanzipation vorweg, ihre Lack-und-Leder-Anzüge inspirierten gleichzeitig die Sadomasoszene. So unverhohlen Sex, Laster und Sünde zu huldigen, war den deutschsprachigen Fernsehmachern suspekt: 50 Prozent der ersten 16 Folgen schafften die Ausstrahlung 1967 im ZDF nicht: "Der Rest war zu sadistisch oder zu versponnen", begründete der zensurierende Redakteur laut Heynes "Kultserien"-Führer. Es war egal: Der Erfolg der Serie war auch so riesig. Nach Diana Rigg kam Linda Thorson und später Joanna Lumley. Es war nie mehr wie früher.

Umso höher ist zu bewerten, dass Arte ab heute, Montag, die Abenteuer des Agentenpärchens werktags im Nachmittagsprogramm zeigt und damit einen wohligen Gegenentwurf zu billiger US-Massenware vorlegt. Doris Priesching, DER STANDARD, Print, 2.2.2009)