Wien - 1986, als Waldheim Bundespräsident und Haider FPÖ-Chef wurde, hatte auch Verdis Maskenball an der Staatsoper Premiere. Das ist nun ziemlich lange her, die Trägheit des Betriebs erlaubt es aber, die Produktion noch immer zu bewundern. Manchmal stört aber selbst ein Ärgernis wie diese absolut hoffnungslose Kostümschinken-Inszenierung von Gianfranco de Bosio weniger als sonst.

Wenn nämlich ein Temperament wie Paolo Carignani schon Inspiration und Feuer versprüht, noch bevor sich der Vorhang hebt, spielt es kaum eine Rolle, was da an Ridikülem zum Vorschein kommt - vor allem dann, wenn das Orchester derart straff und pulsierend seiner Spiellaune nachgibt, wie es dies am Samstag tat.

Schlichtweg packend war es, wie der ehemalige Frankfurter Generalmusikdirektor mit kraftvoller Eleganz die Trauer und Dramatik, aber auch die heiteren Seiten der Musik herausarbeitete, beeindruckend, mit welchem Gespür er den Sängern an den Lippen hing. Da mochte eine kleine Verständigungsschwierigkeit mit der ansonsten quirligen und blendend höhensicheren Ileana Tonca als Oscar kaum irritieren.

Man konnte auch Verständnis dafür haben, dass Indra Thomas anfangs der Respekt vor ihrem Hausdebüt und der heiklen Rolle der Amelia noch deutlich anzumerken war; mehr und mehr entfaltete die Amerikanerin, die auch in Graz studierte, ihre unheimlich facettenreiche Ausdruckskraft.

Diese beruht weniger auf einer homogenen, in den Registern ausgeglichenen Stimme, sondern auf einem prachtvoll funkelnden Organ mit herber Individualität in der Höhe, warmer Mittellage und einem brodelnden unteren Register.

Komplettiert wurde die katastrophal endende Dreiecksbeziehung von Ramón Vargas als präzise schmetterndem, ein wenig steifem Gustaf und George Petean als noblem, sensiblem Ankarström. Und auch Janina Baechle, die als Ulrica ebenfalls debütierte, bildete einen markanten Teil des vokalen Zaubers, der die müden Masken diesmal ganz vergessen ließ. (daen, DER STANDARD/Printausgabe, 01.02.2009)