Wien - Bei den Bankenhilfen geht es um insgesamt 15 Mrd. Euro und von der Ausgestaltung der staatlichen Kapitalspritzen kann das Überleben einzelner Institute abhängen. Umso mehr wundern sich Finanzexperten, dass ein im Finanzministerium mit den Verhandlungen betrautes Kabinettsmitglied direkt von der Raiffeisen Zentralbank (RZB) zu Ressortchef Josef Pröll gewechselt ist.

Michael Höllerer leitete das Büro von RZB-General Walter Rothensteiner, ehe er im Dezember ins Ministerium übersiedelte. Die RZB verhandelt gerade über eine Staatshilfe von 1,75 Mrd. Euro. Der grüne Finanzsprecher Werner Kogler sieht darin eine "Unvereinbarkeit" und "schiefe Optik" und kündigt eine parlamentarische Anfrage an. Kogler will wissen, ob Höllerer von Raiffeisen verleast wurde und/oder ein Rückfahrticket zum grünen Riesen habe.

Ersteres wird von der RZB in Abrede gestellt, zu Zweiterem geschwiegen. Vertragsbestandteile kommunizierte man nicht, heißt es. Dafür wird Höllerers hohe Kompetenz gepriesen. Er war vor der RZB Bankenaufseher in der Finanzmarktaufsicht (bis Februar 2006). Die Verhandlungen um das Staatsgeld führe außerdem Höllerers Ex-Chef Rothensteiner und zwar direkt mit dem Minister "auf Augenhöhe", wie ein Sprecher sagt. Kogler verlangt dennoch Aufklärung, denn Ex-Bauernbündler Pröll sei eng mit Raiffeisen verbunden der Wunschkandidat von Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad für dessen Nachfolge gewesen. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.2.2009)